Bamberg:Kein Aperol Spritz mehr mit Regnitzblick

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Die Untere Brücke in Bamberg war während der Corona-Pandemie ein beliebter Treffpunkt für Jugendliche. Zu Zeiten der Ausgangssperre war aber auch sie menschenleer. (Foto: Nicolas Armer/dpa)

Die Bamberger haben lange über den Biergarten auf der Flussbrücke in der Altstadt gestritten. Wie sich das Problem nun auf unerwartete Weise von selbst gelöst hat.

Glosse von Katja Auer, Bamberg

Die Altstadt von Bamberg ist seit 30 Jahren Weltkulturerbe, das ist ein Grund zum Feiern. Immerhin bringt der Titel eine Menge Touristen und damit Geld in die Stadt, und um die eigenen Bürgerinnen und Bürger zu sensibilisieren für ihr Kleinod hat er auch nicht geschadet. Und es ist endlich mal wieder eine gute Nachricht.

Um solche war es zuletzt schlecht bestellt, sieht man einmal von den Bamberger Symphonikern als Quell andauernder Erfreulichkeiten ab. Finanzskandal im Rathaus, ein Strafbefehl für den Oberbürgermeister, die peinliche Affäre um den mittlerweile aus Partei und Fraktion ausgetretenen SPD-Stadtrat und Citymanager wegen Fake-Accounts in den sozialen Medien. Und dann auch noch die ewige Diskussion um "Bambergs Ballermann".

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Fette Jahre für Lokaljournalisten und einheimische Kabarettisten. Allerdings machte die Untere Brücke, nicht schön, aber zentral mitten im Weltkulturerbe gelegen, in Corona-Zeiten sogar überregional Schlagzeilen, weil sich die Jugend das Betonbauwerk mit den breiten Brüstungen zum Treffpunkt erkoren hatte, als Kneipen und Clubs geschlossen hatten. Schnell war es den Anwohnern zu laut, außerdem zeugten morgens Flaschen und Müll von den nächtlichen Zusammenkünften - und schon war der wildeste Streit im Gange, auch deshalb, weil jeder auf der einen oder anderen Seite mitschimpfen konnte, viel einfacher als bei den schwer zu durchschauenden Vorgängen im Rathaus.

Die Überlegungen zur Eindämmung der Feierei gipfelten in der Eröffnung eines Biergartens, der von den einen als "Vergrämung" der Jugend verflucht und von den anderen als zentraler Anlaufpunkt mit Regnitzblick gefeiert wurde. Mit dem absurden Nebeneffekt, dass in der Kulturstadt Bamberg ein von der Stadtgesellschaft angeschafftes Kunstwerk von einer Bierbude verdeckt wurde. Dafür war nun nachts Ruhe auf der Brücke, zur Schankerlaubnis gehörte der Einsatz eines feierabendlichen Wachdienstes.

Nach der Winterpause sollte der Biergarten im Frühjahr trotz vieler Proteste und einer ablehnend ausgefallenen Online-Abstimmung wieder öffnen. Die Stadt machte eine Ausschreibung, die Gegner überlegten die nächsten Schritte. Doch die werden nicht nötig sein. Es hat sich kein Wirt beworben. Zu hoch sind die Auflagen, zu unattraktiv das Geschäft, selbst im Welterbe-Jubiläumsjahr. Kein Aperol Spritz mit Regnitzblick also. Mal sehen, wer sich nun darüber aufregt.

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