Bamberg :Fight Feier with Feier

Lesezeit: 1 min

Die jüngste Idee gegen den Exzess beruht offenbar auf dem Konzept "fight fire with fire", bekämpfe Feuer mit Feuer. Feier mit Feier, in diesem speziellen Fall. (Foto: dpa)

Das Feiervolk am Hotspot Untere Brücke lässt sich nicht vertreiben, weder von Alkoholverbot und Kontrollen noch von den neuen Flutlichtern. Die jüngste Idee gegen den Exzess ist gar keine schlechte. Sonst bleibt nur noch die heilige Kunigunde.

Glosse von Katja Auer

Von der heiligen Kunigunde hat mutmaßlich noch niemand Hilfe erbeten in diesem Fall, dabei hat sie die Bamberger der Legende nach schon mehrmals rausgehauen. Die Pest soll sie abgewehrt haben und im Zweiten Weltkrieg die Stadt im Nebel weitgehend vor den alliierten Bombardements versteckt.

Nebel wird diesmal nicht helfen, nicht einmal um die Sache gnädig zu verbergen. Denn es geht lautstark zu, auf und wegen der Unteren Brücke, einem nicht schönen, aber zentral gelegenen Betonbauwerk, das sich die Jugend zum abendlichen Treffpunkt erkoren hat. Zum Unbill der Nachbarn. Das Feiervolk erweist sich als standorttreu, weder Polizeikontrollen und Alkoholverbot wirken abschreckend noch die neuen Flutlichter, die den Platz ungemütlich aufhellen sollen. Über allem wacht die heilige Kaiserin auf ihrem Sockel, duldsam lächelnd, selbst wenn ihr einer vor die Füße speibt.

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Die jüngste Idee gegen den Exzess beruht offenbar auf dem Konzept "fight fire with fire", bekämpfe Feuer mit Feuer. Feier mit Feier, in diesem speziellen Fall.

Der Stadtrat hat also ein Gastronomiekonzept für die Untere Brücke beschlossen, links und rechts sollten Tische aufgebaut werden, legale Bewirtung statt illegalem Gelage. Die bislang kreativste Idee, das steht fest, leider wurde sie zwei Tage später wieder einkassiert. Sicherheitsbedenken. Seitdem wird die Schuld hin- und hergeschoben, wobei nicht alle Beteiligten glaubwürdig vermitteln können, dass es ihnen allein um die Sache geht.

Denn, glückliches Bamberg, wenn die Brückengaudi das einzige Problem wäre. Ein Strafbefehl gegen den Oberbürgermeister, eine Razzia im Rathaus, Anzeigen, Rücktrittsforderungen produzierten allerlei unschöne Schlagzeilen, und die Affäre um Sonderzahlungen im Rathaus könnte sich noch auswachsen.

Ein schöner Zufall, dass der Bistumsgründerin auch das Pfennigwunder zugeschrieben wird. Kunigunde selbst soll den Bau der Kirche St. Stephan überwacht und den Arbeitern ihren Lohn ausbezahlt haben. Aus der dargebotenen Schale konnte aber jeder nur soviel herausnehmen, wie ihm gerechterweise für seine Arbeit zustand. Wirkungsvoller als jeder Prüfbericht. Man sollte dringend im Diözesanmuseum nach ebendieser Schale suchen. Kunigunde, hilf!

© SZ vom 02.08.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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