Die Bedürfnisse des Menschen sind nachts andere als tagsüber. Und wie das so ist in der Marktwirtschaft: Wo ein Bedürfnis ist, ist auch ein Angebot. Etwa für den Heißhunger, der einen überkommt nach vier Bier oder einem halben Joint (das darf man jetzt ja schreiben). Er wird am besten mit Döner gestillt oder mit diesen Minisalami-Brötchen, die man sich aus Automaten ziehen kann.
Dort findet sich so manches, das tagsüber als Schnell-auf-die-Hand-Ware eher dubios wirkt, nachts aber absolut Sinn ergibt. Asia-Tütensuppen, Kondome oder Lachgas. Ganz neu gibt es das jetzt in Regensburg im Snack-Automaten. Wer über 18 Jahre alt ist, kann drei Kartuschen für fünf Euro kaufen. Nur selten werden diese zum Aufschäumen von Sahne verwendet, so die offizielle Empfehlung, wobei man nachts auch mit Sahne sehr verrückte Dinge anstellen kann.
Meistens aber strömt das Lachgas über einen Luftballon hinein in den Körper des Menschen, der dann ein anderer wird. Eine halbe Minute Lachflash, roter Kopf, lautes Kichern, so kann man sich das im Internet ansehen. Ein Konsument beschreibt einen Tunnelblick und Geräusche mit Echo. Und dann? Ist alles wieder weg, sagt der Konsument. Suchtberater sagen da etwas anderes.
Es ist nicht so, dass Jugendliche ständig heimlich Luftballons durchziehen müssen, wenn sie einmal Lachgas inhaliert haben. Die Suchtgefahr ist niedrig, sagt eine Expertin der Mittelbayerischen Zeitung. Nur: Schwindel, Kopfschmerzen, Ohnmacht. Kann schon passieren, wenn man zu lange zieht. Und bei regelmäßigem und großem Konsum drohen Halluzinationen und, nach einem anderen Medienbericht, sogar Lähmungen. Man kann sich jetzt zum Vergleich die Langzeitfolgen von Alkohol ansehen: Leberzirrhose, erhöhtes Krebsrisiko, Depressionen. Oder man kann den Blick in die Niederlande werfen: Dort ist Lachgas seit 2023 verboten, weil es die Droge Nummer eins unter Schülern geworden ist.
In Regensburg hat das Jugendamt den Betreiber des Automaten auf "die Problematik" hingewiesen. Dass er die Kartuschen aus dem Sortiment nimmt, ist unwahrscheinlich, sie verkaufen sich ziemlich gut, sagte er regensburg-digital. Und selbst wenn: Lachgas gibt es in jedem Supermarkt.
