Planspiele für 2017:So denkt die CSU-Basis über Söder in Berlin

Lesezeit: 3 min

Seit Jahren stellt Markus Söder sich dar, mit nur einem Ziel: Ministerpräsident in Bayern zu werden. (Foto: Claus Schunk)
  • Horst Seehofer könnte Finanzminister Markus Söder nach Berlin "wegbefördern".
  • Das passt dem ehrgeizigen Minister offenbar gar nicht - er will Seehofers Nachfolge antreten.
  • In der bayerischen CSU-Basis sind die Meinungen gespalten.

Von Andreas Glas, Olaf Przybilla, Christan Sebald und Stefan Mayr, München

Horst Seehofer spielt offenbar mit dem Gedanken, Markus Söder als CSU-Spitzenkandidat nach Berlin zu befördern. Das Problem ist nur: Der will das nicht. Wäre er der Richtige für die CSU in Berlin? Die SZ hat sich an der Parteibasis umgehört.

Olaf von Löwis, Bürgermeister von Holzkirchen: "Mit seiner konservativen Profilierung unserer Partei spricht Horst Seehofer uns im Oberland aus der Seele. Dazu zählt, dass in Berlin der konservative Flügel der Union unbedingt mit einer starken Spitzenfigur gestärkt werden muss, um der AfD den Wind aus den Segeln zu nehmen. Markus Söder wäre sicher der richtige Mann dafür: Er ist wie Ilse Aigner ein begabter Politiker, er hat ein politisches Grundgespür wie nur sehr wenige, und er hat immer die öffentliche Aufmerksamkeit. Söder ist einer unserer Top-Leute. Auch dass er aneckt, macht nichts, die Menschen mögen lieber kantige Politiker als glatte. Sollte Seehofer ihn nach Berlin rufen, wird er sich nicht verweigern können. Ein glaubwürdiger Politiker muss Verantwortung übernehmen, wenn er gerufen wird."

Christsoziale Minister
:Koryphäen der CSU im Bundeskabinett

Einige CSU-Politiker haben es schon an den Kabinettstisch in Bonn und Berlin geschafft - an manche erinnert man sich sogar.

Dietmar Helm, CSU-Fraktionsvorsitzender im Fürther Stadtrat: "Markus Söder ist gut für unser Land und natürlich besonders gut für unsere Region hier in Nürnberg und Fürth. Aber ich bin mir sicher, dass er sich nicht verweigern würde, wenn ihn Seehofer für eine größere Aufgabe in Berlin sehen wollte. Für uns hier wäre das ein Verlust, keine Frage. Aber klar ist auch, dass es höherrangige Aufgaben gibt. Ich halte Söder wie kaum einen anderen für befähigt, große Anforderungen anzugehen. Dass Söder bundespolitisches Profil hat, zeigt er nahezu jede Woche in Talkshows. Und er zeigt dort eine klare und konsistente Meinung zu den großen innenpolitischen Fragen dieser Republik. Über wen kam man das in dieser Weise sagen?"

Alexandra Wunderlich, CSU-Kreisvorsitzende von Erlangen: "Da schlagen zwei Herzen in meiner Brust. Einerseits sollten die Besten nach Berlin, klar. Andererseits profitieren wir alle von einem hervorragenden Finanzminister in Bayern. Würde man mich zwingen, das zu entscheiden, würde ich sagen: Dann doch besser hier bleiben."

Elisabeth Koch, CSU-Gemeinderätin Garmisch-Partenkirchen: "Markus Söder hat ja gesagt, er will nicht nach Berlin, sein Platz ist in Bayern. Da kann er eigentlich nicht unser neuer starker Mann in Berlin sein. Denn wenn ich jemanden nach Berlin zwingen muss, wird er nicht hundertprozentig zu seinem Amt dort stehen, auch wenn's ein Spitzenamt ist. Überhaupt bräuchten wir eine Spitzenfigur in Berlin, die dort unsere christlichen und sozialen Grundwerte hochhält - denn es sind doch sie, die den Kernbestand unserer Partei ausmachen."

Herbert Gschoßmann, Bürgermeister von Ramsau: "Mir gefällt die ganze Diskussion nicht, für meinen Geschmack ist da zu viel Stimmungsmache dabei. Ob nun Söder in Berlin ein Spitzenamt übernimmt oder Seehofer oder Manfred Weber. Ich weiß nicht, was richtig ist. Söder kann's am besten, sicher. Aber das heißt nicht, dass er eine gute Lösung ist. Mir kommt die Sachpolitik zu kurz. Es ist ein Fehler, die Bundespolitik auf die Flüchtlingsfrage zuzuspitzen, so wie das derzeit gemacht wird. Die Flüchtlingsfrage ist ein brennendes Thema, aber ich denke, die CSU schadet sich eher, wenn sie die so massiv ins Zentrum stellt."

Wolfgang Fleischer, Fraktionsvorsitzender der CSU im Hofer Stadtrat: "Ich stamme ja aus dem Wahlkreis von Hans-Peter Friedrich, dem ehemaligen Bundesinnenminister. Und ich finde, so einen bräuchte die CSU wieder in Berlin. Söder wäre dafür ein hervorragend geeigneter Mann. Und er wäre ganz bestimmt nicht der Typ, der sich wegduckt, wenn man ihn braucht. Söder würde Verantwortung übernehmen!"

Frank Houben, Vorsitzender des CSU-Ortsverbands Hösbach: "Ich weiß nicht, ob beim Thema Markus Söder nach Berlin nicht etwas ganz anderes dahintersteckt. Ich will da nichts unterstellen, aber: Vielleicht soll er ja weg aus München? Ich könnt' ihn mir jedenfalls als kommenden Ministerpräsidenten gut vorstellen."

Sebastian Gruber, CSU-Landrat im Kreis Freyung-Grafenau: "Ich glaube, dass die CSU in Berlin positiv vertreten ist. Und ich persönlich finde, dass Markus Söder als Finanz- und Heimatminister sehr kommunalfreundlich agiert. Deswegen fände ich es schade, wenn er nach Berlin ginge. Natürlich wäre er einer, der auch bundesweit politisches Gewicht hätte. Ich glaube aber nicht, dass es ihm am Kabinettstisch leicht fallen würde, seine Positionen durchzusetzen, die er in Bayern so stark vertritt."

Herbert Lichtinger, Bürgermeister in Geiselhöring: "Ich nehme schon wahr, wie sich Söder auf bundespolitischer Ebene und auch in den Talkshows zu Wort meldet, gerade was das Asylthema betrifft. Er wäre bestimmt einer mit Strahlkraft in Berlin, der die Standpunkte der CSU stark vertreten würde. Ich halte es für notwendig, die Rolle der CSU zu stärken, deren Vertreter zurzeit in Berlin nicht so wahrgenommen werden. Andererseits finde ich, dass Söder in Bayern gute Arbeit leistet. Deshalb könnte ich mir für Berlin auch andere vorstellen, etwa Manfred Weber."

Thomas Kiechle, Oberbürgermeister von Kempten: "Seehofers Aussage, dass die Besten nach Berlin müssen, ist unzweifelhaft richtig. Die bundespolitische Präsenz war für die CSU schon immer sehr wichtig. Und das gilt heute in Zeiten, die national und international herausfordernd sind, mehr denn je. Markus Söder hat in jedem Fall das Potenzial, jedes Spitzenamt zu übernehmen."

© SZ vom 13.09.2016 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

CSU
:Ein harmloses Wort bedroht Söders Zukunftspläne

In der CSU tobt ein Machtkampf, in dem die Stärksten versuchen, sich gegenseitig nach Berlin zu loben. Markus Söder hat das für sich kategorisch ausgeschlossen - das könnte nun für ihn zur Falle werden.

Von Wolfgang Wittl

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: