Interne Querelen:Neuburger Landrat kehrt Freien Wählern den Rücken

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Peter von der Grün, Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, verlässt die Freien Wähler im Streit. (Foto: Landratsamt Neuburg)

Peter von der Grün tritt "mit sofortiger Wirkung" aus seiner Partei aus, Landrat von Neuburg-Schrobenhausen möchte er aber bleiben. Hinter dem Schritt stecken persönliche Verwerfungen.

Von Thomas Balbierer

Die Freien Wähler verlieren einen ihrer 14 Landräte in Bayern. Peter von der Grün, Landrat im oberbayerischen Kreis Neuburg-Schrobenhausen, hat seinen Austritt aus der Partei bekannt gegeben - "mit sofortiger Wirkung", wie es in einem vierseitigen Schreiben an Partei und Fraktion heißt, das der SZ vorliegt. Sein Amt möchte von der Grün aber behalten und wieder "zur Sacharbeit zurückkehren".

Hinter dem Parteiaustritt des Kommunalpolitikers stecken innerparteiliche Verwerfungen. Vor allem das Verhältnis zwischen dem Amtsinhaber und seinem einflussreichen Vorgänger Roland Weigert ist zerrüttet. Von der Grün wirft dem Ex-Parteifreund "Machtspiele um Posten" vor und bezeichnete Weigert in seinem Schreiben als "Abrissbirne". Unter anderem soll er Freie Wähler im Kreistag gegen den amtierenden Landrat in Stellung gebracht haben, von der Grün beklagte fehlenden Rückhalt in seiner Fraktion.

Weigert war von 2008 bis 2018 für die Freien Wähler Landrat von Neuburg-Schrobenhausen, dann zog er in den Landtag ein, aktuell ist er Vorsitzender des Innenausschusses. Auch nach seinem Wechsel in die Landespolitik spielte er eine aktive Rolle in der Neuburger Kreispolitik, sitzt im Kreistag und war bis vor Kurzem Chef des FW-Kreisverbandes. Die Anwürfe von der Grüns kommentierte er in der Neuburger Rundschau zurückhaltend, er diene als Blitzableiter. "Das muss man aushalten und das tue ich auch."

Auch außerhalb der eigenen Reihen gab es zuletzt Gegenwind für von der Grün: Im vergangenen Jahr kritisierten 18 Gemeindebürgermeister in einem Wutbrief den Stil des Landrats, zum Beispiel bei der Verteilung von Geldern im Kreishaushalt. Um die Zukunft des Kreiskrankenhauses Schrobenhausen wird ebenfalls gestritten.

Die nächste Landratswahl ist im Frühjahr 2026. Ob Peter von der Grün bis dahin als partei- und fraktionsloser Landrat weitermachen will oder zu einer anderen Fraktion wechselt, lässt er auf Nachfrage offen. Einen Wechsel "schließe ich nicht aus", sagt er, es gebe bereits "entsprechende Angebote". Noch sei es aber zu früh für eine solche Entscheidung.

Als fraktionsloser Landrat wäre von der Grün jedenfalls ein Sonderfall in Bayern. Politische Entscheidungen dürften ohne Hausmacht im Kreistag nicht leichter werden, im Gegenteil. "Ich muss Lösungen erarbeiten und Mehrheiten suchen", entgegnet von der Grün. "So wie bisher auch."

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