Würzburg:Pensionierter Polizist deckt Telefonbetrug auf

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Eine Trickbetrügerin wollte einen 78-Jährigen am Telefon um Zehntausende Euro bringen. Doch weil der Mann früher Polizist war, wird die Frau kurz darauf festgenommen.

Von Olaf Przybilla

Dass man mit bestimmten Vornamen gefährdeter als andere ist für die Machenschaften von Halunken, hört sich an wie ein Kalauer. Tatsächlich ist das aber so. Wer Walburga heißt oder Kunigunde, dem drohen Schandtaten mit höherer Wahrscheinlichkeit als zum Beispiel einem Adrian-Maurice oder einer Sky Shaniqua. Warum das so ist? Offenbar durchforsten Trickbetrüger die Telefonbücher nach Alterskriterien. Wer Adolf heißt, darauf spekulieren diese Herrschaften, ist womöglich deutlich vor 1990 geboren, dem kann man dann leichter digitalen Schmu verzapfen. Und eventuell hat so jemand auch kein Mobiltelefon - kann also, während er am Festnetz spricht, nicht anderweitig Hilfe holen.

In Nürnberg ist dieser Tage ein solcher Betrüger zu sieben Jahren Haft verurteilt worden. Er hatte seine Opfer - auffällig viele Menschen mit sogenanntem altdeutschen Namen - um Hunderttausende Euro gebracht. Das könnte abschreckend wirken. Gleichwohl vergeht kaum eine Woche, in der in Bayern nicht neue Telefonbetrügereien bekannt werden.

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Und damit in die Nähe von Würzburg, zu einem Mann, der ebenfalls einen Vornamen trägt, der sich in den Geburtsstationen derzeit eher selten findet. Und tatsächlich, er ist 78 Jahre alt. Was nicht im Telefonbuch steht: Er war mal Polizist.

Dieser Mann hat einen Anruf bekommen und es ist jammerschade, dass man die Details nicht ausbreiten sollte, wie er es exakt geschafft hat, dass die Anruferin wenige Stunden später festgenommen wurde. Aber so weit darf man's berichten: Auf die Frage einer angeblichen Großcousine "Weißt du, wer dran ist?", reagierte der 78-Jährige freudig mit: "Bist Du's, Maria?" Und so kam man ins Gespräch.

Er sollte dann rasch Zehntausende Euro besorgen für diese tückische Cousine, musste aber, behauptete er jedenfalls, vorher noch auf die Bank - und duschen (was nicht stimmte: "Mit Verlaub, ich dusche nie am Mittag"). Das alles brachte Zeit. Und ums kurz zu machen: Weil er ja angeblich kein Handy hatte ("Hör mir auf mit dem neumodischen Zeug", fabulierte er), musste die Pseudocousine davon ausgehen, dass der Mann nebenher gar keinen hätte alarmieren können, selbst wenn er hellhörig geworden wäre. Da hatte sie sich aber getäuscht. 78-Jährige mögen betagt sein - doof sind sie nicht.

© SZ vom 06.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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