Telefonbetrug:So schützen Sie sich vor falschen Polizisten

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Betrüger erbeuten von einer Seniorin 60 000 Euro. Wer hinter der Masche steckt und was die richtige Polizei tut.

Interview von Imke Plesch

Nachdem das Polizeipräsidium München in der vergangenen Woche über eine Welle von betrügerischen Anrufen durch falsche Polizisten gewarnt hatte, hat sich eine weitere Betroffene gemeldet. Die 87-Jährige aus Berg am Laim wurde am vergangenen Mittwoch von einem Mann angerufen, der sich als "Martin Stein" vorstellte. Als sie zweifelte, wies der Mann sie an, die Nummer 110 zu wählen - allerdings ohne vorher aufzulegen. Anschließend bestätigte ihr die vermeintliche "Einsatzzentrale" dann die Echtheit des Anrufs. Noch am selben Tag holte die Seniorin 60 000 Euro von der Bank, die die Betrüger anschließend abholten. Arno Helfrich, seit 2003 Leiter des Kommissariats für Prävention und Opferschutz beim Polizeipräsidium München, über falsche Polizisten und andere betrügerische Tricks.

SZ: Wie laufen diese Betrugsmaschen in der Regel ab?

Arno Helfrich: Beim "falschen Polizisten" klingelt das Telefon und jemand behauptet, man habe in der Nachbarschaft einen Einbrecher festgenommen, in dessen Notizbuch der Name des Angerufenen gestanden habe. Dann fragt der Anrufer, ob man Wertgegenstände zu Hause habe. Die müssten abgeholt und in Sicherheit gebracht werden. Geht der Angerufene darauf ein, kommt ein angeblicher "verdeckter Ermittler", ohne Uniform und Ausweis, und holt den Schmuck oder die anderen Wertgegenstände ab.

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Wer sind die Opfer dieser Tricks?

Grundsätzlich kann das jedem passieren. Vor allem die falschen Polizisten sind unglaublich geschickt. Es ist erstaunlich, wie realistisch die am Telefon sprechen und vorgehen. Aber es trifft vor allem ältere Leute, weil es bei denen leichter ist, am Telefon Druck aufzubauen. Sie werden oft sehr lange am Telefon gehalten, so dass sie nicht dazu kommen, nachzudenken oder gar die Polizei zu rufen. Es wird Angst erzeugt und das Vertrauen der alten Menschen missbraucht.

Wer steckt dahinter?

Die falschen Polizisten agieren von der Türkei aus. Das sind professionelle Strukturen, die unter den Begriff "Callcenter-Betrug" fallen. Die Anrufer nutzen zum Beispiel eine Software, die dafür sorgt, dass auf dem Display des Angerufenen am Ende der Nummer die 110 steht, als wäre es wirklich die Polizei. An manchen Abenden brechen ganze Telefonwellen über die Stadt herein. Es hat in Deutschland und dem deutschsprachigen Ausland einen exorbitanten Anstieg dieses Tricks gegeben. Im ganzen Jahr 2017 gab es in München über 3000 Versuche und etwa 40 erfolgreiche Polizistentricks mit einem Schaden von mehr als vier Millionen Euro.

Was tut die Polizei?

Von den Abholern können wir ab und zu welche festnehmen, aber das bringt fast nichts, weil sofort neue rekrutiert werden und es die Hintermänner nicht trifft. Hier in München versuchen wir als Polizei mit allen Mitteln, die Menschen zu informieren und zu warnen, zum Beispiel mit einem Theaterstück, mit dem wir in Seniorenheimen auftreten.

Wie kann man sich schützen?

Wer von einem falschen Polizisten angerufen wird, sollte das Telefon auflegen und sich vergewissern, dass das Gespräch wirklich unterbrochen ist. Dann sollte man die Polizei rufen und genau erzählen, was die Anrufer gesagt haben. Auch an der Haustür sollte man sich nicht überrumpeln lassen. Wenn etwa ein vermeintlicher Handwerker vor der Tür steht und Sie Zweifel haben, schließen Sie die Tür und rufen Sie bei der Hausverwaltung oder den Stadtwerken an - je nachdem, von wo der angebliche Handwerker kommt - und fragen nach, ob wirklich jemand geschickt wurde.

© SZ vom 19.02.2019 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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