Oberammergau:Passionstheater fällt aus

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Zwischen den alle zehn Jahre stattfindenden Passionsspielen wird auf der Freilichtbühne in Oberammergau im Sommer auch Theater gezeigt. 2023 war es "Julius Caesar" in der Regie von Christian Stückl. (Foto: Sebastian Schulte)

Das gab es bislang nicht: Wegen mangelnder Besuchernachfrage entfällt das Passionstheater in Oberammergau 2024. Christian Stückl hätte sein eigenes Stück "Der Rebell" inszenieren sollen.

Von Yvonne Poppek, Oberammergau

Die Nachricht ist absolut überraschend: In diesem Jahr wird es kein Passionstheater in Oberammergau geben. Wegen mangelnder Besuchernachfrage entfällt die diesjährige Inszenierung "Der Rebell", die am 28. Juni Premiere haben sollte. Dies teilte die Passionstheater GmbH mit. Von der Absage nicht betroffen sind das beliebte "Heimatsound Festival" am 2. und 3. August sowie die beiden Aufführungen des Dauerbrenners "Der Brandner Kaspar und das Ewig' Leben" am 5. und 6. Juli, eine Produktion des Münchner Volkstheaters.

Die Theateraufführungen in Oberammergau, die immer zwischen den Passionsspielen zu sehen sind, finanzieren sich zu zwei Dritteln aus den Besuchereinnahmen, dazu kommen 250 000 Euro von der Gemeinde. "In diesem Jahr mussten wir feststellen, dass - trotz aller Bemühungen, für das Theaterstück ein breites Publikum zu gewinnen - die Nachfrage weit hinter unseren Erwartungen geblieben ist", heißt es in der Pressemitteilung.

Konkret in Zahlen bedeutet dies, dass aktuell knapp 4000 Tickets verkauft worden seien. Davon ausgehend könne man am Schluss mit 7000 bis 8000 verkauften Karten rechnen, sagt Pressesprecher Frederik Mayet auf Anfrage der SZ. Damit die Passionstheater GmbH nicht ins Minus rutscht, hätten es etwa 2000 Verkäufe mehr sein müssen. "Da haben wir die Notbremse gezogen." 2023 waren die Zahlen andere, damals seien etwas mehr als 10 000 Zuschauerinnen und Zuschauer nach Oberammergau gekommen, so Mayet.

Dass so viele Karten verkauft werden müssen, liegt auch an den gestiegenen Produktionskosten, die in den Bereichen Bühnenbild und Kostüme, vor allem aber für Ton und Licht in den Jahren nach der Pandemie teilweise um mehr als 100 Prozent gestiegen seien. Und dabei stehen in Oberammergau Laien auf der Bühne, die Arbeit ist großteils ehrenamtlich. 2018 haben beispielsweise die Kosten für den Ton 70 000 Euro betragen. In diesem Jahr sei das niedrigste Angebot nach exakt der gleichen Ausschreibung bei 160 000 Euro gelegen, sagt Mayet. Das Passionstheater entschied sich dagegen, die Kostensteigerung auf das Publikum umzulegen.

"Wir lassen uns nicht unterkriegen"

Die Absage bezeichnet das Passionstheater-Team für alle Seiten - Besucher wie Spieler - als enttäuschend, "aus finanziellen Aspekten aber unumgänglich". Für das kommende Jahr kündigt es an, auf die Bühne mit einer Theaterproduktion zurückzukehren. "Wir lassen uns nicht unterkriegen", heißt es in der Pressemitteilung. Das bestätigt Mayet im Gespräch: 2025 wolle man nach Wegen suchen, sich anders aufzustellen, um das Theaterspiel zu ermöglichen.

Insgesamt achtmal hätte in Oberammergau auf der großen Freilichtbühne "Der Rebell" gezeigt werden sollen, die Geschichte des Räuberhauptmannes Matthias Klostermayr, dem "bayerischen Hiasl". Text und Regie lagen in der Hand von Christian Stückl, dem Spielleiter der Passionsspiele Oberammergau und zugleich Intendant des Münchner Volkstheaters. Erworbene Tickets für diese Aufführungen sollen zurückerstattet werden.

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