Oberfranken:Polizei vereitelt Terrorpläne

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  • Die Polizei hat in Bayern Terrorpläne vereitelt und damit womöglich einen Anschlag verhindert.
  • Bereits im Juni wurde im oberfränkischen Pegnitz ein damals 18-jähriger Syrer festgenommen.
  • Er hatte sich Baupläne für eine Bombe besorgt und ein Bekennervideo aufgenommen.

Von Thomas Schmidt, Pegnitz/München

Die Anleitung zum Bau einer Bombe hatte er sich schon besorgt, auch ein Bekennervideo war bereits gedreht - doch dann kam die Polizei. Dank eines Zufalls haben Ermittler womöglich einen Terroranschlag in Bayern verhindert, zumindest aber beendeten sie frühzeitig entsprechende Vorbereitungen.

Wie die Generalstaatsanwaltschaft München erst jetzt auf Anfrage der SZ bestätigte, wurde bereits im Juni im oberfränkischen Pegnitz ein damals 18-jähriger Syrer festgenommen. Bei der Durchsuchung seiner Wohnung stießen Fahnder unter anderem auf Unterlagen, die sich der Asylbewerber beim sogenannten Islamischen Staat beschafft haben soll. Hinweise auf ein konkretes Anschlagsziel fand die Polizei allerdings keine.

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"Wir hatten sehr viel Glück, der hatte sein Selbstmordvideo schon gedreht", sagte Georg Freutsmiedl, der Leiter der bayerischen Zentralstelle zur Bekämpfung von Terrorismus, kurz nach der Festnahme im Sommer, wollte sich damals aber nicht weiter zu dem Fall äußern. Erst jetzt gab die Generalstaatsanwaltschaft auf Nachfrage Details preis. Demnach hatten die Ermittler den 18-Jährigen nicht als Terrorverdächtigen auf dem Schirm. Stattdessen war der junge Syrer der Polizei wegen einer anderen Straftat aufgefallen - welche, das wollte Oberstaatsanwalt Joachim Ettenhofer nicht sagen.

Wegen dieser Straftat seien im Juni einige wenige Beamte zu einer Durchsuchung ausgerückt, der 18-Jährige lebte zu diesem Zeitpunkt nicht in einem Heim, sondern in einem Privathaus in Pegnitz. Dort fanden die Fahnder, was sie gar nicht suchten: Symbole des "IS", Unterlagen zum Bau einer Bombe und Tipps, wie man sich einen Lastwagen beschafft. Diese Anleitungen sollen, so der Verdacht, vom "Islamischen Staat" stammen.

Außerdem entdeckten die Ermittler ein selbst gedrehtes Video, das laut Oberstaatsanwalt Ettenhofer "als Bekennervideo zur Veröffentlichung nach einem Anschlag gedeutet werden könnte". Die Polizisten nahmen den 18-Jährigen sofort fest, bereits am Tag darauf wurde Haftbefehl erlassen.

Der 18-Jährige war im Frühsommer 2015 nach Deutschland eingereist und beantragte Asyl. Nun wurde gegen ihn Anklage erhoben wegen der Vorbereitung einer schweren staatsgefährdenden Gewalttat, dafür drohen dem Syrer bis zu zehn Jahre Haft. Zum konkreten Inhalt des Bekennervideos wollte die Generalstaatsanwaltschaft nichts sagen. Auch nicht zu der Frage, wie weit fortgeschritten mögliche Anschlagspläne des Beschuldigten waren. Dabei handle es sich um "Beweisfragen, die der Hauptverhandlung vorbehalten bleiben", sagte Ettenhofer.

Der Bürgermeister der 14 000-Einwohner-Stadt im Kreis Bayreuth, Uwe Raab, erfuhr erst durch einen Anruf der SZ von der Festnahme. Er reagiert überrascht und besorgt: "Ich bin froh, dass diese Person gefasst wurde", sagte der SPD-Politiker, "aber ich hoffe, dass sich dieser Fall nicht auf die hervorragende Integrationsarbeit auswirkt, die hier in dieser Stadt von den Bürgern geleistet wird."

In Pegnitz lebten derzeit knapp 150 geflüchtete Menschen, es gebe einen sehr aktiven Unterstützerkreis und die Stadt biete viele Integrationsprojekte an. Das Zusammenleben funktioniere hervorragend, sagte Raab, nicht zuletzt weil die Flüchtlinge die Angebote der engagierten Bürger dankbar annähmen. "Jetzt habe ich die große, große Sorge", sagte Raab, "dass ein solcher Fall die Stimmung eintrübt."

© SZ vom 29.11.2017 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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