Mit Blick auf das Ansinnen, das altehrwürdige Max-Morlock-Stadion umzubauen, sprach Nürnbergs Oberbürgermeister Marcus König (CSU) im Juli von einem "ganz langen Weg, einem Marathon". Inzwischen ist es Ende Oktober und die Handlungsträger haben auf besagtem Weg schon einige Schritte getan. Das konnte man am Samstag bei einem Presserundgang durch die Arena auf dem ehemaligen Reichsparteitagsgelände feststellen.
Anlässlich des Tags der offenen Tür fanden sich im Max-Morlock-Stadion all jene ein, die beim Umbau der Arena und des umliegenden Areals ein Wort mitzureden haben: die Stadt in Person von Bürgermeister Christian Vogel (SPD), Kämmerer Thorsten Brehm (SPD), Sportreferentin Cornelia Trinkl (CSU) sowie Chefplaner Detlef Stenger; der Club mit dem Aufsichtsratsvorsitzenden Thomas Grethlein und dem kaufmännischen Vorstand Niels Rossow. Zugleich begann am Samstag auch die Öffentlichkeitsbeteiligung - wer Ideen für den Umbau hat, kann diese ab sofort in einem Internetportal kundtun.
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Ideen haben die Planer freilich auch selbst, darunter einige durchaus ambitionierte, wie sie verkündeten. "Wir streben das inklusionsfreundlichste Stadion dieser Republik an", sagte Club-Vorstand Rossow. So sollen Rollstuhlfahrer künftig nicht mehr nur in einem gesonderten Bereich des Stadions, sondern auf jeder Tribüne Platz finden und bei ihrer Familie oder Freunden sitzen können.
Die Sitzsituation wird sich - so der Stadtrat im kommenden Frühjahr dem Vorschlag der Planer zustimmt - ohnehin drastisch verändern. Die Tartanbahn soll verschwinden, die Fans näher ans Spielfeld rücken. So nah, dass man den gegnerischen Torwart bei einem Gegentor fluchen höre, scherzte Aufsichtsrats-Chef Grethlein.
Zudem sollen mehr Plätze im VIP-Bereich geschaffen werden. In dieser Kategorie steht der Club in der zweiten Liga an vorletzter Stelle. Man sei dort "sehr stark abgehängt", der Zustand "nicht mehr zeitgemäß", sagte Vorstand Rossow. Künftig soll die Kapazität bei sogenannten - und lukrativen - Hospitality-Tickets von bisher 1300 auf bis zu 4000 steigen, während insgesamt statt 50 000 nur mehr 45 000 Fans ins Stadion passen würden. Diese sollen neben Konzerten auch Football- und Rugby-Spielen beiwohnen können. "Das Stadion soll nicht mehr nur an 17 ( Heimspieltagen des 1. FC Nürnberg, Anm. d. Red.), sondern an 365 Tagen im Jahr relevant sein", sagte Rossow.
Die Pläne beinhalten indes nicht nur Veränderungen im Stadion, sondern auch auf dem Gelände ringsherum. So soll neben zwei neuen Fußballfeldern für den Breitensport eine Leichtathletikarena entstehen, die bei kleinen Veranstaltungen wie Bundesliga-Spielen der Club-Frauen bis zu 3000, bei größeren wie deutschen Leichtathletik-Meisterschaften durch mobile Tribünen sogar bis zu 20 000 Zuschauern Platz böte. Womöglich könnten im Sinne der Nachhaltigkeit gar die bisherigen Unterränge des Max-Morlock-Stadions in die neue Leichtathletik-Arena umziehen.
Notwendig ist der Umbau auch deshalb, weil allein die Instandhaltung des 1928 eröffneten Stadions die Stadt jährlich Millionensummen kostet. Offen und Teil des momentanen Planungsprozesses ist weiterhin die Frage, wie Stadt und Verein diesen finanzieren wollen. Man sei mit möglichen Partnern aus der Region im Gespräch, erklärten die Verantwortlichen. Ebenso werde eine finanzielle Hilfe durch den Freistaat, etwa in Form einer Bürgschaft, geprüft. Die Stadt macht sich Hoffnungen auf eine solche Unterstützung. "Auch in der neuen Staatsregierung sitzen ja wieder viele Clubfans", sagte Stadtkämmerer Brehm - allen voran natürlich Ministerpräsident Markus Söder, ein gebürtiger Nürnberger.
Brehm wies allerdings darauf hin, dass die in einer Machbarkeitsstudie kalkulierte Summe von etwa 200 Millionen Euro angesichts steigender Baukosten kaum zu halten sei, "wenn hier der erste Bagger kommt". Geht es nach Bürgermeister Vogel, wird dies 2026 der Fall sein; 2030 könnte der Umbau finalisiert sein. Bis dahin sind dann doch noch einige Schritte zu gehen auf dem langen, langen Weg zum neuen Stadion.