Mitten in Passau:Das Habitat der Haselmaus

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Das "Wildtier des Jahres 2017" nämlich ist gefährdet - und macht sich in der Folge immer wieder einen Namen dadurch, in Baumaßnahmen frühzeitig einzugreifen. (Foto: Carsten Rehder/dpa)

Niedlich, aber oho: In der Region um Passau haben die Bauarbeiter Erfahrung mit den Mäuschen, die Bagger stoppen und die Herzen der Tierfreunde schneller schlagen lassen.

Glosse von Johann Osel

Herrje, sie ist ja wirklich putzig, die Haselmaus. So winzig mit ihrem daumengroßen Körper; schwarz glänzende Knopfäuglein, rosa-fleischige Öhrchen und lange Schnurrhaare ums Schnäuzchen. Die Verkleinerungsform ist eindeutig angebracht, und das verleitet selbst Experten dazu, diesen Sprachgebrauch fortzuführen.

So beschreibt der bekannte Naturdokumentarfilmer Andreas Kieling in seinem Buch "Durchs wilde Deutschland: Von den Alpen bis zum Wattenmeer", wie er mal eine Haselmaus aus den Fängen eines bösen Waldkauzes (begrenzt niedlich) gerettet hat; die Maus legte er im Kofferraum in ein "Bettchen" und versorgte sie mit einem "Schälchen" Brombeeren, woraufhin das Tier sich als "unglaublich zähes Kerlchen" erwies. Das sei der Haselmaus vergönnt, "Brehms Tierleben" attestiert ihr "Nettigkeit und Sanftheit des Wesens". Oh wie süß! Denkt wohl jeder Mensch - mit Ausnahme freilich der Zunft der Bauplaner, vom Wattenmeer bis zu den Alpen.

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Von Elisa Henning

Das "Wildtier des Jahres 2017" nämlich ist gefährdet - und macht sich in der Folge immer wieder einen Namen dadurch, in Baumaßnahmen frühzeitig einzugreifen. Wo sie sanftmütig Knospen und Samen knabbert oder knabbern könnte, rollen meist keine Bagger an. Gerade macht man in Passau die Erfahrung. Im Osten, unweit der Grenze zu Österreich, lebt die Haselmaus in einem (genau) Wäldchen. Schon vor Jahren wollte die Stadt dort an einer Einmündung einem Grundstückseigentümer Baurecht einräumen. Wie die Passauer Neue Presse berichtet, geht das nicht, nun abschließend geklärt. Durch ein Gutachten, eine Begehung und letztlich die Regierung von Niederbayern steht fest, dass dort ein Haselmaus-Habitat ist. Der Stadtrat hat jetzt das Planungsverfahren eingestellt.

In der Region ist Erfahrung mit der Haselmaus vorhanden, wurde doch an einer Umgehungsstraße in Vilshofen im Landkreis Passau vor zwei Jahren Bayerns erste Haselmausbrücke erbaut. Spott zog angesichts dieses nicht ganz günstigen Projekts auf. Ob das Tierchen den Übergang tatsächlich nutzt, ist noch unklar und Gegenstand längerer Monitorings. Manche Gelbhalsmaus (auch niedlich) soll aber bereits gesichtet worden sein sowie Fledermäuse, die sich an der Brücke orientieren. Hoffentlich keine fiesen Waldkäuze!

© SZ vom 26.10.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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