Soziale Medien:Markus Söder, Stan Lee und der Papst

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Die sozialen Medien bieten längst Einblicke in das Privatleben von Menschen, die früher allenfalls enge Bekannte hatten. Was also öffentlich kundtun und was nicht?

Kolumne Von Katja Auer

Die sozialen Medien bieten ja längst Einblicke in das Privatleben von Menschen, die früher allenfalls enge Bekannte hatten. So konnten in dieser Woche alle etwa 80 000 Facebook-Abonnenten von Ministerpräsident Markus Söder erfahren, dass dieser um Stan Lee trauert, den Erfinder von Spiderman und Hulk. Markus Huml teilte seinen virtuellen Freunden mit, dass er sehr stolz auf seine Frau Melanie ist, die wieder als Gesundheitsministerin vereidigt wurde. Und Winfried Bausback holte sich nach seiner überraschenden Nicht-Berufung als Justizminister im Netz so viel Zuspruch, dass die drohende Midlife-Crisis gerade noch abgewendet werden konnte.

Wer da was von sich preisgibt, bietet für Psychologen und Soziologen bestimmt allerhand Forschungsmaterial und selbst ohne entsprechendes Studium lässt sich schnell feststellen, wessen Ego ohne breite Zustimmung zum gewählten Mittagessen offenbar leidet.

Was also kundtun öffentlich und was nicht? Das Mittagessen in der Kantine war zwar ordentlich, erfordert aber keinen öffentlichen Diskurs. Katzenbilder kommen nicht in Frage. Aber ein Bild vom Papst, sogar beim persönlichen Händedruck, das kann man der Welt doch mal zeigen. Die Reaktionen sind enorm, selbst Nicht-Katholiken äußern sich positiv. Der Mann scheint gut anzukommen, trotz zuletzt umstrittener Äußerungen.

Erst kürzlich zeigte sich Ministerpräsident Söder tief beeindruckt von einem Zusammentreffen mit dem Papst, online natürlich ebenfalls, auch wenn er partout nicht verraten wollte, was die beiden zu besprechen hatten. Und selbst Freigeister wie Georg Ringsgwandl, der große bayerische Musikzauberer, der dieser Tage seinen 70. Geburtstag feierte, blieb nicht ungerührt von einer Begegnung mit dem Heiligen Vater. Der hieß damals noch Johannes Paul II. und recht nah scheint ihm der Musiker nicht gekommen zu sein. Aber gesehen hat er ihn, in Altötting, von Weitem, und der Papst ihn auch, und das reichte für einen Musik-Klassiker. "Papst gsehng", dichtete Ringsgwandl. Nicht auszudenken, was passiert wäre, wenn es damals schon soziale Medien gegeben hätte. Am Ende hätte er einfach nur ein Foto gepostet.

© SZ vom 17.11.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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