Landtagswahl Bayern:Die FDP fliegt aus dem Landtag

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FDP-Spitzenkandidat Martin Hagen am Wahlabend im Kreise der Parteifreunde. Zu feiern haben sie nichts. (Foto: Alessandra Schellnegger)

Die Liberalen scheitern an der Fünf-Prozent-Hürde - trotz oft guter Sacharbeit im Parlament und der Redegewandtheit ihres Landeschefs Martin Hagen. Der spricht von einer "Niederlage, die wehtut".

Von Nina von Hardenberg

Es ist nicht so, als hätten sie bei der FDP gewusst, dass diese Wahl enttäuschend für sie ausgehen könnte. "Das kam für mich nicht überraschend", gab Spitzenkandidat Martin Hagen am späteren Sonntagabend auf der Terrasse des Restaurants Ella in München zu. Er ist da noch mal zurück zu den Parteifreunden gekommen, die hier trotz der miesen Ergebnisse recht vergnügt in der sommerlich warmen Oktobernacht draußen zusammensitzen. In Umfragen hatte die Partei seit Wochen zwischen drei und vier Prozent gependelt.

Falls er also innerlich schon aufgegeben hatte, ließ Hagen sich das im Wahlkampf nicht anmerken. "Es ist noch nichts gelaufen", rief er bei der Abschlusskundgebung am Odeonsplatz in München am Freitag noch seinen Anhängern zu, etwas heiser da schon, aber ungebrochen kämpferisch: Bayern habe die Wahl, ob sich eine liberale Stimme erhebe im Landtag, die für die Freiheit und die Grundrechte einstehe.

Genutzt hat es nicht: 3,0 Prozent erhielt die FDP laut vorläufigem amtlichen Endergebnis. Im Landtag wird die Partei damit nicht mehr vertreten sein. "Es ist eine Niederlage, die wehtut, die auch mich ganz persönlich schmerzt", sagte Hagen, als er kurz nach sechs vor die Kameras trat. Es sei der FDP in den aufgeheizten, polarisierten Zeiten leider nicht gelungen, zum Wähler durchzudringen. Es sei auch nicht gelungen, sich vom negativem Bundestrend abzukoppeln.

Das sei nun mal das Schicksal der Partei in Bayern, erklärt eine FDP-Frau tapfer: Nach einer Wahlperiode im Parlament flöge die FDP bei der nächsten Wahl raus, um sich dann aus der außerparlamentarischen Opposition wieder zurückzukämpfen. Rein-raus-rein-raus tatsächlich geht das jetzt schon seit 2008 so. Davor, das ist die schlechte Nachricht für die Partei, gab es auch noch längere Zeiten der außerparlamentarischen Opposition, etwa zwischen 1994 und 2008.

Der Spitzenkandidat zitiert Monaco Franze

Für die zwölf Abgeordneten, die jetzt aus dem Landtag ausziehen müssen, ist das Ergebnis trotzdem bitter. Die elf Männer und eine Frau hatten im Parlament gute Sacharbeit geleistet. Der Untersuchungsausschuss zur Finanzierung des Nürnberger Zukunftsmuseums und der Rolle von Ministerpräsident Markus Söder etwa war letztlich der Hartnäckigkeit der FDP zu verdanken.

Auch in der Corona-Zeit waren die Liberalen in der demokratischen Mitte die sichtbarste Opposition. Sie leugneten die Gefahr der Pandemie nicht, fragten aber hartnäckig nach milderen Mitteln, kritisierten Ausgangssperren und dass Bürger nicht mal alleine auf einer Parkbank sitzen durften. Hagen zählt zudem zu einem der talentiertesten Redner im Parlament.

"Die seriöse Sacharbeit hat die Bierzelte nicht zum Kochen gebracht", sagte Hagen bei der Abschlusskundgebung am Freitag. Es klang da schon wie ein erstes wehmütiges Resümee. Am Sonntag sagte Hagen dann, in Bayern heiße es jetzt nach Monaco Franze: "Aus iss und gar iss und schad iss, dass wahr is." Doch die FDP werde sich von diesem Rückschlag wieder erholen.

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