Graham Nash im Circus Krone:Lieder für morgen

Lesezeit: 2 min

Leben im Moment: Graham Nash hat immer noch den Willen zur Veränderung. (Foto: Ralf Louis)

Graham Nash blickt auf Tour zurück auf seine Songs, die die Popgeschichte prägten.

Von Christian Jooß-Bernau

Das aktuelle siebte Soloalbum von Graham Nash ist noch nicht alt, da hat der Hörer schon ganz schön viel zu tun: An einem besseren Leben für kommende Generationen soll er bauen und gleich im nächsten Song dem Sänger erklären, warum die Maga-Touristen so willig ihrem Idol folgen: "Tell me why?" "Ihr steht auf der falschen Seite des Gesetzes", ruft Nash den Verblendeten warnend zu. Und wie man sich noch wundert, über den appellativen Gestus, mit dem Nash hier permanent Handlung fordert, fällt gleichzeitig auf, wie mutlos doch die breite Masse der Musikschaffenden angesichts der großen Verwerfungen geworden ist.

"Now" heißt das neue Nash-Album, und gleich im Eröffnungssong wirft er sich ganz in den Moment. Keine Zweifel, kein Grübeln, kein Verzagen - er ist hier und jetzt. Wer Nostalgie sucht, findet sie im Sound, im Sägen des Bottleneck-Solos, im klassischen, gitarrenzentrierten Bandgespinst. Und im weiteren Verlauf in einem zuckersüß verführenden Song zum Gitarren-Twang, der "Buddy's Back" heißt. Reife Menschen müssen nicht googeln, um zu wissen, welcher Buddy so Gitarre spielte.

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Zeit die Rückspultaste zu drücken, um ganz an den den Anfang des Tonbands zu kommen. Man sieht, wie Graham Nash zurückruckelt über den Atlantik, denn auch wenn er einem so amerikanisch vorkommt, ist er ursprünglich gar keiner, sondern ein Junge aus Manchester, der durch die Wirren der ersten Schülerbands geht und dann die erste weltbewegende Band gründet - als Verbeugung vor eben jenem Buddy: The Hollies. Den Plattenvertrag unterschrieben sie 1963 bei Parlophone. Labelkollegen waren die Beatles. Im Zuge der Beat-Revolution arbeiteten sich die Hollies über die Jahre vor in Richtung angesagter Psychedelik und fanden dabei Perlen wie "Dear Eloise" und Single-Knaller wie "Carrie Anne". Letztere Nummer strebt mit dem Vokalsatz des Intros schon nach Feelings, wie sie die Beach Boys in Amerika hatten.

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Die Popgeschichte ist nicht fair. Und wäre die Konkurrenz in jenen britischen Jahren nicht so gewaltig gewesen, wer weiß, wie man sich heute an die Hollies erinnern würde. Auch wenn die Band 1968 gut im Geschäft war, sah Graham Nash für sich eine andere Zukunft, als er in Kalifornien David Crosby von den Byrds kennenlernte. Gemeinsam mit Stephen Stills von Buffalo Springfield und mal mit mal ohne Neil Young formte sich hier eine Gruppe, in der sich Lifestyle und die Hoffnung auf eine bessere Zukunft in berauschenden Vokalarrangements und einem Gitarrensound verdichteten, der zu den Rändern des Bewusstseins strebte.

Einen der zentralen Crosby, Stills, Nash & Young-Songs hatte Graham Nash noch zu Zeiten der Hollies geschrieben: "Teach Your Children". Die Hölle der Väter soll nicht die Hölle der Kinder werden und die Furcht keine Macht mehr haben über sie. Bemerkenswert klar führt hier der Weg zum aktuellen Album. Von Song zu Song tritt einem dieses aufrechter und sympathischer gegenüber.

Graham Nash, Mittwoch, 6. September, 20 Uhr, Circus Krone

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