München:Kirchen machen Mut: „Freudenboten sind unterwegs“

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Heinrich Bedford-Strohm, Landesbischof der Evangelisch-Lutherischen Kirche in Bayern, spricht. (Foto: Sven Hoppe/dpa/Archivbild)

Die Christen in Bayern haben Weihnachten in diesem Jahr unter strengen Corona-Auflagen gefeiert. Teils fanden Gottesdienste digital oder unter freiem Himmel...

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München (dpa/lby) - Die Christen in Bayern haben Weihnachten in diesem Jahr unter strengen Corona-Auflagen gefeiert. Teils fanden Gottesdienste digital oder unter freiem Himmel statt, teils wurden sie live im Internet, im Radio oder Fernsehen übertragen. Viele Kirchen wirkten leer - denn es gab strikte Beschränkungen bei den Plätzen. In den Kirchen mussten die Menschen Abstand halten und Maske tragen. Vielfach mussten sich Gläubige vorher anmelden. Gesang war verboten. Viele Bischöfe warben in ihren Predigten zum verantwortlichen Umgang miteinander und sprachen den Menschen Mut zu.

Der evangelische Landesbischof Heinrich Bedford-Strohm betonte, dass die Corona-Krise gemeinsam überwunden werden könne. „Können wir die Erfahrung machen, dass Trümmer, so wie das nach dem Krieg der Fall war, auch zusammenschweißen und zu Solidarität und umso stärkerem Lebenswillen führen können?“, fragte er am Freitag in seiner Weihnachtspredigt in der Münchner Kirche St. Matthäus.

Trümmer hätten nicht die Macht, den Neubeginn zu verhindern, sagte der Ratsvorsitzende der Evangelischen Kirche in Deutschland bei dem im Fernsehen übertragenen Gottesdienst. Freudenboten seien schon unterwegs. Er berichtete von Gesprächen mit Diakoniemitarbeitern in Seniorenheimen, die für Bewohner Skype und WhatsApp eingerichtet hätten. „Wie die erst skeptisch waren gegenüber diesen elektronischen Kästchen mit polierter Glasplatte.“ Wenn dann plötzlich der Sohn, die Tochter oder der Enkel auf dieser Glasplatte auftauchten und sie fröhlich grüßten, und sie sich mit ihnen wie im „normalen“ Leben unterhalten konnten - das habe manchem ein Lächeln ins Gesicht gezaubert.

Vielerorts gestalteten Kirchen und Gläubige Weihnachten mit eigenen Aktionen. Etwa gab es Gottesdienste „to go“ mit Material für Hausgottesdienste zum Mitnehmen. Das Krippenspiel wurde anstatt live in der Kirche als Online-Version inszeniert - oder etwa in Neubiberg als Hörpfad in der Natur. Sänger der Bamberger Dommusik präsentierten eine „Choraoke“-Version von „Lobt Gott, ihr Christen alle gleich“ zum Mitsingen im Internet.

Der Münchner Liebfrauendom wirkte bei der Christmette von Kardinal Reinhard Marx fast leer: Nur 130 Menschen hatten Platzkarten für den Dom, sonst sind es an Weihnachten weit über 1000. „Gott ist zu Hause mitten in unserer Welt, gerade jetzt in der Corona-Zeit“, sagte der Erzbischof von München und Freising in seiner Predigt. „Er ist da: auf den Intensivstationen und in den Pflegeheimen, er ist zu Hause bei den Obdachlosen, bei denen auf der Flucht und bei den Kindern auf der Insel Lesbos.“ Gott sei gegenwärtig auch bei den Familien, die heuer nur in einem kleineren Kreis Weihnachten feierten. „Er ist da, wo gerade in diesem Jahr viele Menschen einsam und allein sind, und vielleicht nur für sich selbst leise ein „Stille Nacht“ singen.

Auch in der evangelischen Dreieinigkeitskirche in Bogenhausen kamen zum abendlichen Weihnachtsgottesdienst statt der sonst üblichen 300 Gläubigen nur etwa 50. „Es ist so, wie wir erwartet haben: Es kamen viele Menschen nicht“, sagte der evangelische Münchner Regionalbischof Christian Kopp am Freitag. Die Besucher seien sehr dankbar gewesen, dass der Gottesdienst stattgefunden habe. „Es waren viele Familien da, für die der Gottesdienst zu Weihnachten gehört.“ Die Spitzen von evangelischer und katholischer Kirche hatten die Entscheidung zu Präsenzgottesdiensten verteidigt.

Der Würzburger Bischof Franz Jung sprach im Kiliansdom von einem Jahr mit vielen Niederlagen: „Niederlagen in der Medizin, die vom Ausbruch der Krise völlig unvorbereitet getroffen wurde. Niederlagen von Menschen, die ihren Beruf verloren haben durch den Einbruch des Wirtschaftslebens, oder aber mit ihrem Unternehmen Konkurs anmelden mussten. Niederlagen, weil das Zusammenleben auf engstem Raum zur ernsten Belastungsprobe wurde und man spürte, dass man so nicht weiterleben kann. Niederlagen, weil der Kampf um das Leben der Angehörigen verloren ging.“

Wer nach der Schuld frage, bleibe im Alten verhaftet und schaue zurück. „Gott möchte, dass wir mit dem Kind nach vorne schauen und neu beginnen, ohne uns vom Alten immer wieder einholen zu lassen und in ihm hängen zu bleiben“, sagte Jung.

Der Eichstätter Bischof Gregor Maria Hanke erinnerte an Armut, Elend, Unterdrückung und Ausbeutung vieler Menschen auf dieser Welt. Der Augsburger Bischof Bertram Meier sagte in seiner Predigt am Freitag, er habe für sich selbst ein persönliches Wort des Jahres gewählt. Es laute Beziehung. „Wir erleben es in dieser Zeit: Begegnungen kann man uns nehmen, Beziehungen nicht.“ Weihnachten sei ein Fest der Beziehung.

Der Regensburger Bischof Rudolf Voderholzer schnitt das Thema Frauen in der Kirche an. „Die römisch-katholische Kirche und die orthodoxen Kirchen gehen davon aus, dass zur Repräsentation Christi, des Hauptes der Kirche, von seiner natürlichen Zeichenhaftigkeit her das männliche Geschlecht gehört“, sagte er. Die biblischen Zeugnisse und die Liturgie der Kirche ließen keinen Zweifel an der „konkreten Menschheit Jesu als männliches Wesen“.

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