Naturschutz:Die Hintern der Hummeln

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Hummeln und andere Bestäuber nehmen elektrische Felder von Blüten wahr und erfahren so wahrscheinlich, ob sie Nektar enthalten. (Foto: Wolfgang Kumm/dpa)

Der Landesbund für Vogelschutz ruft dazu auf, Insekten zu zählen. Im Fokus stehen dabei besonders markante Hinterteile.

Glosse von Florian Fuchs

Schon zu Luthers Zeiten hatten die Menschen Hummeln im Hintern, so sie denn zappelig und hibbelig und wegen irgendetwas aufgeregt waren. Martin Luther hat das Sprichwort verwendet, zumindest laut Überlieferung, wobei der Wortlaut nicht deckungsgleich war: "Hintern" sagte Luther nicht, "Gesäß" schon erst recht nicht, eher im Gegenteil. Logisch auf jeden Fall ist es, dass die Redewendung sehr lange zurückreicht. Heute würde ja niemand mehr auf die Idee kommen, von "Hummeln im Hintern" im Plural zu sprechen. Viele Hummelarten stehen inzwischen auf der Roten Liste, ihr Lebensraum wird nach und nach zerstört.

Deshalb geht es im Sommer 2022 im Freistaat auch nicht um Hummeln im Hintern, sondern vielmehr um Hintern, und zwar um die von Hummeln. Während Bienen allgemein flott sind und bei Wespen die Taille besticht, haben Hummeln - um es nun doch mit Luther auszudrücken - wirklich markante Ärsche. Die Ackerhummel etwa: gelblich-braun am Hinterteil. Die Steinhummel: orange-rötlich. Die Erdhummel dagegen: weiß.

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Das ist deshalb wichtig, weil der Landesbund für Vogelschutz (LBV) wieder zum Insektensommer gerufen hat: Vom 3. bis zum 12. Juni und vom 5. bis 14. August sind alle Bewohner des Freistaats aufgerufen, Sechsbeiner zu beobachten und zu zählen. Da geht es bei weitem nicht nur um Hummeln, sondern um alles, was summt, brummt und krabbelt. 33 000 Insektenarten gibt es laut LBV in Deutschland, wer mitmacht, soll sich eine Stunde Zeit nehmen und im Umkreis von wenigen Metern alles notieren, was durchs Bild fliegt. Den LBV interessiert dabei nicht die Summe aller Tiere, sondern wie viele Exemplare einer Art gleichzeitig zu sehen waren.

Die Ackerhummel, die Steinhummel und die Erdhummel sind dabei gewissermaßen das Bonusmaterial. Die Entdeckungsfrage des Insektensommers 2022 lautet nämlich, wer schafft es, alle drei in unserer Gegend verbreiteten Hummelarten zu entdecken. 50 gibt es insgesamt in Mitteleuropa. Zu achten ist dabei eben auf das Hinterteil, gelblich-braun, orange-rötlich oder weiß. Hummeln im Hintern, soviel noch als Hinweis, sind nicht unbedingt förderlich bei der Zählaktion. Wer mitmachen will, sollte über genügend Sitzfleisch verfügen, um auch mal eine Stunde die Füße still zu halten.

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