Tourismus in Bad Tölz:Preiswürdiges Naturhotel

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Die Originalität der Ausstattung und die Innengestaltung sind Kriterien für den "Hotel Design Award". Das Hotel "Bergeblick" mit seinem luftigen Foyer wurde dafür nominiert. (Foto: Manfred Neubauer)

Der "Bergeblick" ist als einziges Haus in Deutschland für den renommierten "Hotel Design Award" nominiert. Besitzer Johannes Tien hat seit der Eröffnung im Vorjahr eine anstrengende Anfangsphase hinter sich und übt Kritik an der Stadt.

Von Klaus Schieder, Bad Tölz

In dem kleinen Teich im Garten des Hotels "Bergeblick" schwimmen zwischen Kois auch etliche Goldfische herum. Johannes Tien hat sie einsetzen lassen, einen für jeden Mitarbeitenden. Ein Zeichen der Wertschätzung. Denn die Herzlichkeit der Angestellten gehöre zu den drei Vorzügen, die von seinen Gästen immer wieder genannt würden, seit er das Naturhotel auf der Wackersberger Höhe im August vorigen Jahres eröffnet hat. Das sei etwas anderes als professionelle Freundlichkeit, sagt der Eigentümer und Hotelier. "Wir wollen nicht das Starre, das Eingefahrene." Allerdings spielte dieser Aspekt keine Rolle bei der Nominierung für den Hotel Design Award 2024. Die zwei anderen Pluspunkte hingegen schon: Architektur und Design. Das Gebäude mit seiner Holzstatur, seinem luftigen, über alle Stockwerke reichenden Foyer und seiner Innengestaltung sei eben "ein besonderes Haus", sagt Tien. In diesem Sinne würde er es "nicht mal ein Hotel nennen."

Die Holzkonstruktion an der Fassade des von Architekt Sebastian Beham entworfenen Hotels überzeugte die Fachjury. (Foto: Manfred Neubauer)

Der "Bergeblick", der von einer Fachjury unter 37 Bewerbern aus 13 europäischen Ländern unter die besten Zehn gewählt wurde, befindet sich in illustrer Gesellschaft. Ebenfalls nominiert wurden beispielsweise Luxus-Häuser wie das "Rome Edition" in Rom, das "Maison ELLE" in Paris oder das "Mandarin Oriental Savoy" in Zürich. Der Preis wird von der "PKF hospitality group" vergeben, einem internationalen Marktführer auf dem Gebiet des Hotel-Consulting. Kriterien sind die Originalität der Architektur und des Designs, die damit verknüpfte Qualität des Gebäudes und der Fassade, die Gestaltung der Inneneinrichtung. Damit aber nicht genug. Wichtig ist auch das sogenannte "Story telling". Anders ausgedrückt: Das Hotel soll eine Geschichte erzählen. Der Wald und die Voralpen, die Ruhe und die Freizeitaktivität, davon kündet das Hotel Bergeblick.

Johannes Tien im Garten seines Hotels auf der Wackersberger Höhe. (Foto: Manfred Neubauer)

Die Nominierung ist eine Genugtuung für Tien. Auf Facebook und in anderen sozialen Medien gab es Kritik an dem Hotel, das Architekt Sebastian Beham geschaffen hat. Ob der Holzkonstruktion spotteten die einen, das Baugerüst sei noch nicht abgebaut. Andere hätten auf der abgelegenen Wiese, die im Flächennutzungsplan für touristische Nutzung vorgesehen ist, lieber Wohnhäuser mit bezahlbaren Mieten gesehen. Der Eigentümer verteidigt seinen Baumeister. Beham habe "den Mut gehabt, tatsächlich etwas Neues zu schaffen", sagt Tien. Und nicht die übliche Bauernhofoptik mit Geranienkästen. "Das Haus ist auch nicht für das Jetzt gebaut." Sondern mit Blick auf das Morgen. Die Kritik daran ficht den Besitzer und Hotelier nicht an. "Ich bin schon viel zu lange im Unternehmergeschäft, um mich von solchen Störfeuerchen beirren zu lassen", sagt er.

Die ersten Monate waren für den "Bergeblick"-Besitzer anstrengend

Die ersten Monate im "Bergeblick" waren nicht eben leicht. Auch wenn die Stadt seit Jahren über fehlende Hotelbetten klagt, stürmen die Gäste nicht in Scharen herbei, sobald ein neues Haus aufmacht. Die Wochenenden seien bislang "sehr gut belegt", unter der Woche aber lebe man von Tagungen und Schulungen, berichtet Tien. "Das hilft uns, die Auslastung hinzubekommen." Die Kunden reichen von Pharma-Unternehmen über Kliniken und Elektronikfirmen bis hin zu Verlagen.

Die anderen Hotelbesucher waren oftmals junge Leute unter 30, auch Paare wie Mutter und Sohn oder Vater und Tochter, nicht zuletzt Münchner, die mit dem Zug oder dem Fahrrad kamen. Es sei doch "genial", wenn die Landeshauptstädter in "eine völlig andere Welt" kämen und sich hier eine Auszeit nähmen, so Tien. Die typischen Urlauber waren indes kaum unter seinen Klienten. Er hofft nun auf die Sommersaison. Zwischendurch dreht er noch an ein paar Stellschrauben im Hotelbetrieb. "Fine tuning", nennt er das. Stromsparen, die richtige Wassertemperatur für den Pool, vielleicht ein "Restaurant light" für die Besucher, die abends noch gerne etwas essen möchten. Dafür sei "viel Kommunikation und Dialog mit den Gästen" erforderlich, sagt er.

Im Teich vor dem Hotel schwimmen neben Kois auch Goldfische - einer für jeden Mitarbeitenden. (Foto: Manfred Neubauer)

"Überrascht" zeigt sich der Hotelier, dass die Unterstützung durch die Stadt oder den Tölzer Land Tourismus bislang ausgeblieben sei. "Ich finde, dass wir das Hotel selber vermarkten müssen, ist klar", sagt Tien. Aber um es bekannt zu machen, wäre eben auch Werbung durch die Tourist-Info oder den Tölzer Land Tourismus hilfreich. Manche seiner Gäste wunderten sich ja, dass Bad Tölz schon in den Voralpen liege. Die Stadt sei noch immer hinter veralteten Marken wie das Spaßbad Alpamare oder die TV-Serie "Bulle von Tölz" versteckt, findet Tien. "Den Aufbruch, den ein neues Hotel, ein nominiertes Hotel bewirken kann, den sehe ich nicht."

Vielleicht hilft ja der Award fürs Image. Auch wenn er ihn bei der Verleihung am 15. April in Mailand nicht erhält, findet es Tien "faszinierend", als einziges Hotel in Deutschland ausgesucht worden zu sein. Er leide zwar nicht unter einem Minderwertigkeitskomplex, sagt er. "Aber als kleiner Johannes Tien bist Du jetzt unter den ganz Großen." Andererseits: Die Nominierung sei auch nur "eine Sprosse, die wir erklimmen können, um in den Hotelhimmel zu kommen."

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Tourismus in Bad Tölz
:Naturhotel "Bergeblick" wird eröffnet

Investor und Betreiber Johannes Tien erwartet die ersten Gäste am 5. August in seinem 100-Betten-Haus auf der Wackersberger Höhe. Mit Saunen, Lodges, Tagungsraum, Gym-Bereich, Kosmetikstudio und einer Ruhezone mit Cenote finden die Besucher viele Rückzugsorte.

Von Klaus Schieder

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