Heimatministerium in Nürnberg:Das große Heimaträtsel

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Hat schon beim Maibock-Anstich in entsprechender Tracht für seine neue Rolle als bayerischer Heimatminister geübt: Markus Söder. (Foto: Robert Haas)

Markus Söder ist jetzt Heimatminister, doch wo soll er künftig in Nürnberg Hof halten? Die kurioseste Variante bringt ein Parteikollege ins Spiel: Den Nürnberger Fernsehturm.

Von Katja Auer, Mike Szymanski und Olaf Przybilla

Markus Söder ist jetzt Heimatminister, hat Horst Seehofer am Mittwoch so entschieden. Und Nürnberg wird als Sitz des neuen Ministeriums zum neuen Zentrum des ländlichen Raums. Oder?

Am Tag danach beteiligen sich in Nürnberg jedenfalls alle am großen Heimaträtsel. Es kursieren die hübschesten Spekulationen, wo der Heimatminister künftig Hof halten wird, alles scheint gerade irgendwie möglich zu sein. Die kurioseste Variante bringt, nur halb ernsthaft, ein Nürnberger CSU-Mann ins Spiel: Der seit Jahren leer stehende Nürnberger Fernsehturm, das wär doch was "für den Maggus".

292 Meter hoch, das höchste Bauwerk Bayerns, genau richtig eigentlich. Allerdings würde oben in das Halb-Ei kaum mehr als das Büro des Chefs passen, eventuell noch eine Kammer für seinen ständigen Statthalter, den Staatssekretär und Oberpfälzer Albert Füracker. Insofern eine halbideale Lösung.

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Genauso wie die Nürnberger Burg. Die würde ebenfalls ziemlich gut zum Habitus des Heimatretters Söder passen, immerhin wirkte von dort aus der eine oder andere Kaiser, wenn auch nur auf der Durchreise. Raum allerdings für die Ministerialen wäre dort kaum noch. Kabinettssitzungen dagegen, die Söder hier gerne ausrichten würde, wären in den mittelalterlichen Gemächern gut möglich, mit Blick über die Altstadt. Söder als Finanzminister und Herr über Bayerns Schlösser hat das in der Vergangenheit ja schon mal angeleiert.

Söder sagt, er braucht jetzt rasch ein Gebäude, "nicht protzig, aber repräsentativ" soll es sein. Eine kleine Nebenstaatskanzlei wird schon im Landtag gescherzt. "Bis Weihnachten muss alles stehen", sagt Söder. Bis zu 100 Mitarbeiter soll der zweite Amtssitz seines Ministeriums haben. Es komme nur ein bestehendes Gebäude in Frage, welches, das weiß er noch nicht. Sagt er jedenfalls. Bahnhofsnähe wäre nicht schlecht, es gebe sicherlich Mitarbeiter, die pendeln wollten. Und er verspricht: "Es soll keine Zwangsversetzungen geben."

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Renaissance-Kleinod oder Türme

Büroraum gibt es in Nürnberg genug: Im denkmalgeschützten Quelle-Hauptgebäude etwa, dem zweitgrößten weithin leer stehenden Gebäude Deutschlands, nach Berlin-Tempelhof. Oder gleich gegenüber, auf dem ehemaligen AEG-Gelände, wo sich zwar schon die Universität und andere im sogenannten "Energie-Campus" eingenistet haben, wo aber immer noch reichhaltig Büroraum frei wäre. Beide Objekte liegen im Westen Nürnbergs, in Söders Stimmkreis also.

In der Innenstadt kämen einige eher repräsentative Bauten in Frage: Die ehemalige bayerische Staatsbank etwa, gleich neben der Lorenzkirche, ein Sep-Ruf-Gebäude. Auch das gerade wiederentstehende Pellerhaus, ein Renaissance-Kleinod. Im Süden der Stadt wiederum stehen die beiden Grundig-Türme leer, beide werden gerade saniert. Eigentlich soll dort das größte Hotel der Stadt entstehen, der Blick reicht imposant über das Stadion und das ehemalige Reichsparteitagsgelände. Muss man aber natürlich mögen, vielleicht eine Zwischenlösung.

Über so eine, es soll ja jetzt schnell gehen, spekulieren sowieso viele. Und dann richtig bauen an der repräsentativsten Baulücke der Stadt, dem Augustinerhof? Der liegt keine fünfzig Meter entfernt vom Hauptmarkt, besser bekannt als Christkindlesmarkt. Der Heimatminister gleich neben dem Christkind, in Söders Welt würde das gut zusammen passen.

Seehofer jedenfalls will rasch Ergebnisse sehen, er baut Druck auf - keinen sanften. Söder "garantiert", dass er als Heimatminister für "handfeste strukturelle Verbesserungen" in Bayern sorgt und nicht einfach nur "Papier produziert". Den Aufbau des zweiten Amtssitzes nennt Seehofer ein "Projekt", das Franken stärken soll. In Nürnberg hatte sich dabei ja gar keiner um das Ministerium beworben, im Gegensatz zu den oberfränkischen Städten wie Coburg, Bamberg, Bayreuth.

Um so größer ist nun die Überraschung in Mittelfranken, und einen neuen Spitznamen hat das Ding - eben der Überraschung wegen - auch schon wieder: Heimatmysterium. "Ich hatte wirklich mit Oberfranken gerechnet", sagt Sebastian Brehm, der OB-Kandidat der CSU, was viel darüber aussagt, wie heimlich die Sache Heimatministerium tatsächlich war. Immerhin heißt Brehms lokaler Parteichef Söder. "Das ist ein ordentliches Ding", sagt auch Nürnbergs Oberbürgermeister Ulrich Maly (SPD), "da kann Söder was draus machen."

Man habe gedacht, es gehe um ein Ministerium für den ländlichen Raum, sagt Maly, da habe man sich als zweitgrößte Stadt Bayerns nicht vordrängeln wollen. Mit der Verantwortung für die Landesentwicklung halte er das Ministerium aber für eine gute Sache, und dass es dem Nürnberger Söder um "Gleichwertigkeit der Lebensverhältnisse" gehe, könne man ihm abnehmen.

In Bayreuth ist Oberbürgermeisterin Brigitte Merk-Erbe etwas enttäuscht, sie halte ihre Stadt nach wie vor für den richtigen Standort. In Bamberg nimmt man die Entscheidung sportlich - und gewohnt selbstbewusst. Nürnberg sei "die größte Stadt vor den Toren Bambergs", sagt OB Andreas Starke, das geht in Ordnung. Außerdem, das sagt natürlich niemand, hat man ja in Bamberg mit der Bambergerin Melanie Huml als Heimatministerin gerechnet - den Söder könnten ruhig die Nürnberger behalten.

© SZ vom 11.10.2013 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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