"Fatal", "Katastrophe":Musikverbände kritisieren Bayerns Grundschul-Pläne scharf

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Während bei kreativen Grundschulfächern wie Musik in Zukunft gespart wird, sollen die Stunden für Mathe und Deutsch steigen. (Foto: Robert Michael/dpa)

Die geplanten Kürzungen beim Kunst-, Musik- und Werkunterricht zugunsten von Deutsch und Mathe rufen in der Kulturlandschaft Empörung hervor.

Von Thomas Balbierer

Die am Dienstag vom bayerischen Kabinett beschlossene Grundschulreform ruft vehemente Kritik aus der Musiklandschaft hervor. Der Deutsche Musikrat bezeichnete die fürs kommende Schuljahr zugunsten von Deutsch und Mathematik geplanten Stundenkürzungen bei Fächern wie Musik, Kunst und Werken als "falsche Antwort" auf das schlechte Abschneiden bei der Pisa-Studie. Es handle sich um zentrale Eingangsfächer schulischen Erlebens, teilte Christian Höppner, Generalsekretär des Deutschen Musikrates, mit. Diese "abzuwerten und zu kürzen, ist ebenso fatal wie die populistischen Vorschläge von Ministerpräsident Markus Söder, die Ensembles des Öffentlich-rechtlichen Rundfunks zu halbieren".

Um in den ersten vier Jahrgangsstufen zusätzliche Schulstunden für Deutsch und Mathematik zu gewinnen, sollen Grundschulen in Bayern künftig Stunden bei den kreativen Fächern und beim Englischunterricht reduzieren können. Das hatte Kultusministerin Stolz (Freie Wähler) am Dienstag angekündigt. Dabei solle allerdings kein Fach ganz wegfallen. Kunst, Musik und Werken werden zu einem "Fächerverbund" zusammengespannt, den die Schulen flexibel ausgestalten können.

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"Musikalische Bildung öffnet Herz und Geist für das Miteinander und für die Auseinandersetzung mit den Ungewissheiten unserer Zeit", sagte Höppner in einer Mitteilung des Musikrats. "Wer die Musik so ins Abseits stellt, wird seiner politischen Verantwortung nicht gerecht und versündigt sich an der Zukunft unserer Kinder."

Auch der Bundesverband für Musikunterricht (BMU) griff die geplante Zusammenlegung der kreativen Fächer an. Dies sei bereits zwölf Jahre lang im Nachbarland Baden-Württemberg ausprobiert und 2016 wieder abgeschafft worden. Die Beschlüsse aus Bayern seien "eine Katastrophe, gegen die der BMU aufs Schärfste protestiert", schreibt der Verband auf seiner Homepage.

Zunächst war darüber diskutiert worden, beim Religionsunterricht Abstriche zu machen. Doch nach Kritik aus den Kirchen und einem Machtwort von Ministerpräsident Markus Söder (CSU) nahm das Kultusministerium von der Idee Abstand.

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