Gesundheit - Penzberg:Startschuss für Pandemieforschung in Penzberg

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Penzberg (dpa) - Im oberbayerischen Penzberg entsteht ein neuer Forschungscampus für Infektions- und Pandemieforschung. An der Einrichtung der Fraunhofer-Gesellschaft sollen in Kooperation mit der Ludwig-Maximilians-Universität und Roche Diagnostics die Rolle des Immunsystems bei Infektionserkrankungen untersucht und neue Diagnose- und Testverfahren entwickelt werden. Damit soll in Zukunft besser und schneller auf den Ausbruch neuer Infektionskrankheiten reagiert werden, wie die beteiligten Institutionen am Dienstag berichteten.

Der Bund stellt demnach 40 Millionen Euro bereit, weitere 40 Millionen Euro sollen vom Freistaat kommen. Die Einrichtung soll am Ende der Aufbauphase rund 50 wissenschaftliche Mitarbeiter haben; geplant ist ein neues Gebäude unweit des Roche-Standorts. An dem künftigen Campus sollen sich auch Startups ansiedeln, um Innovationen voranzubringen. Die konkrete Idee zu dem Zentrum hatte 2020 Form angenommen, als Roche einen Corona-Antikörper-Test vorstellte.

CSU-Landesgruppenchef Alexander Dobrindt, der sich in Berlin für die Bundesmittel eingesetzt hatte, sprach von einem Leuchtturmprojekt im Kampf gegen Infektionskrankheiten. "Wir legen gedanklich einen Grundstein für einen großen Forschungscampus in Penzberg."

Der Präsident der Fraunhofer-Gesellschaft, Reimund Neugebauer, sagte, das "Gravitationszentrum" werde große Ausstrahlung haben. Das Zentrum in Penzberg wird nach seinen Worten Teil eines Forschungsnetzwerkes mit Standorten auch in Hamburg, Berlin und Potsdam.

Thomas Gudermann, Prodekan der LMU München, sagte: "Wir haben alle in der Pandemie schmerzlich erfahren, wie wichtig Einsichten in die Immunantworten von Infizierten sind." Grundlagenerkenntnisse sollten noch schneller in patientennahe Diagnostik und Therapien transferiert werden. Die Zusammenarbeit mit Roche und anderen Firmen habe sich bereits in der Pandemie bewährt. Es gebe hier aber noch Potenzial. Zudem sei eine weltweite Vernetzung wichtig, um frühzeitiger die Ausbreitung von Erregern zu erkennen. Auch digitale Tools sollten helfen, eine Ausbreitung frühzeitig zu unterbinden.

Der Geschäftsführer von Roche Diagnostics in Penzberg, Claus Haberda, sagte, das Projekt sei binnen kürzester Zeit auf den Weg gebracht worden. In diesem Jahr sollten erste Arbeitsgruppen starten. Das neue Zentrum biete Chancen für die Zukunft. "Es wird weit hinausgehen über die aktuelle Corona- und Pandemiekrise."

Das gesamte Netzwerk, das unter dem Dach der Fraunhofer-Gesellschaft entstehen soll, umfasst weitere Standorte. In Hamburg sollen einfach messbare Biomarker identifiziert werden, um bei immunologischen Erkrankungen die Wirksamkeit therapeutischer Ansätze zu erfassen. In Potsdam sollen praktische Anwendungen für digitale Diagnostik erforscht werden, um eine telemedizinische Breitenversorgung der Bevölkerung zu ermöglichen. In Berlin geht es um die Entschlüsselung von Mechanismen bei allergischen Erkrankungen, um hier neue diagnostische und therapeutische Ansätze zu entwickeln.

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