Gesundheit - München:Mehr Homeoffice: Bayern setzt auf Steuer-Anreize statt Quote

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Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) spricht beim "Homeoffice-Gipfel" auf einer Pressekonferenz. Foto: Matthias Balk/dpa (Foto: dpa)

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München (dpa/lby) - Mit Steuer-Anreizen will Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) im Freistaat mehr Möglichkeiten zum Arbeiten im Homeoffice schaffen. "Wir wollen das steuerlich fördern und begünstigen", sagte Söder nach Beratungen mit Arbeitgeber- und Gewerkschaftsvertretern am Mittwoch in München. Eine gesetzlich festgeschriebene Quote sei aber nicht nötig. Lob kam dazu von der bayerischen Wirtschaft, Kritik von den Grünen.

Söder kündigte an, der Freistaat werde als größter Arbeitgeber in Bayern einen Anspruch auf Homeoffice einführen, wo immer dies möglich sei. Das gelte für rund 50 Prozent der Arbeitsplätze, sagte Söder. "Damit verbessern wir als öffentlicher Arbeitgeber noch einmal deutlich die Situation."

Bei privaten Unternehmen stoße eine Quote dagegen an "ganz praktische Grenzen", betonte Söder. In einigen Produktionsabläufen würden Firmen bei einem Anspruch auf Homeoffice Probleme bekommen. Stattdessen sollen Unternehmen nun durch zusätzliche Möglichkeiten bei Steuerabschreibungen dazu bewegt werden, Arbeiten von zu Hause aus zu ermöglichen. "Das lässt sich relativ schnell und praktisch ermöglichen und ist ein echter Anreiz", sagte Söder.

Auch Wirtschaftsminister Hubert Aiwanger (Freie Wähler) betonte, eine gesetzlich festgeschriebene Quote sei nicht der richtige Weg: "Homeoffice ist zu unterstützen, aber nicht mit der Brechstange." Ein Großteil der Arbeitgeber im Freistaat halte die Arbeit von zu Hause aus "von sich aus für sinnvoll", schließlich wollten die Firmen keine Infektionstreiber sein.

Kritik an den Ergebnissen des "Homeoffice-Gipfels" kam von den Grünen. Söder habe "nicht gerade viel" erreicht, sagte die Fraktionsvorsitzende im bayerischen Landtag, Katharina Schulze. "Erneut Appelle, die wir schon seit Monaten hören." Damit Homeoffice, wo es geht, die Regel wird, seien aber klare Vorgaben und Regeln nötig.

Lob für die angekündigten Steuer-Anreize kam von der Vereinigung der bayerischen Wirtschaft (VBW): "Das haben wir mehr als zustimmend zur Kenntnis genommen", sagte Hauptgeschäftsführer Bertram Brossardt. Man sei zuversichtlich, dass die angekündigten Möglichkeiten zur steuerlichen Abschreibung bald umgesetzt werden: "Wir gehen davon aus, dass die Durchschlagskraft unseres Ministerpräsidenten so schnell und hoch ist."

Zusammen mit dem Deutschen Gewerkschaftsbund (DGB) Bayern rief die VBW am Mittwoch Unternehmen im Freistaat dazu auf, ihren Beschäftigten mobile Arbeit zu ermöglichen, "wo immer es geht". Darüber hinaus müsse der Arbeitsschutz für diejenigen verbessert werden, die weiter an ihrem Dienstort tätig sein müssen, betonte der Vorsitzende des DGB Bayern, Matthias Jena. Die öffentlichen Arbeitgeber seien dabei in der Pflicht, "vorbildhaft voranzugehen".

Eine ähnliche Forderung kam von der Gewerkschaft der Polizei in Bayern. Um mit gutem Beispiel vorangehen zu können, sei aber eine entsprechende technische Ausstattung auf allen Behördenebenen nötig, sagte Landesvorsitzender Peter Pytlik. "Hier besteht erheblicher Investitionsbedarf."

Einer repräsentativen Studie der Krankenkasse DAK Bayern zufolge können 59 Prozent der Beschäftigten im Freistaat nach eigener Einschätzung mindestens ein Viertel ihrer üblichen Arbeiten im Homeoffice erledigen, fast jeder Dritte sieht sogar drei Viertel als problemlos an. Vor allem Angestellte und Beamte sehen reichlich Potenzial. Während der Umfrage im November - also schon während des zweiten Lockdowns - arbeitete aber nur gut jeder dritte Beschäftigte im Freistaat mehrmals in der Woche von zu Hause aus.

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