Kommentar:So schnell ist man ein Hotspot

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In Garmisch-Partenkirchen geht man davon aus, dass der Corona-Ausbruch auf eine sogenannte Superspreaderin zurückzuführen ist. (Foto: dpa)

Das Beispiel Garmisch-Partenkirchen zeigt einmal mehr, dass die Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit oder Ignoranz Einzelner immer noch gravierende Folgen für alle haben können.

Kommentar von Matthias Köpf

Viel hat es nicht gebraucht, dass aus einer in der Corona-Pandemie bisher recht unauffälligen Region gleichsam über Nacht ein neuer Hotspot geworden ist: Eine einzige Person, der die Auflagen des Garmischer Gesundheitsamts samt einer persönlichen Quarantäneanordnung offenbar gleichgültig waren, scheint das Virus unter mindestens drei Dutzend Kollegen und Nachtschwärmern gestreut zu haben. Garmisch-Partenkirchen ist deswegen weder das zweite noch das zwanzigste Ischgl. Und doch zeigt der Fall, wie schnell das Virus alle einholen kann und wie wichtig es dann ist, möglichst viel zu testen und zügig Ergebnisse zu liefern. Vor allem aber zeigt der Fall, dass es in der Pandemie weiterhin auf jeden Einzelnen ankommt.

Dass die junge Frau abends zu Hause geblieben wäre, wenn sie nicht nur als Verdachtsfall mit wohl eher milden Symptomen, sondern als bereits bestätigte Infizierte unter Quarantäne gestanden wäre, bleibt zwar zu hoffen, aber es bleibt auch Spekulation. Offenkundig ist dagegen, dass die Gleichgültigkeit, Nachlässigkeit oder Ignoranz Einzelner immer noch gravierende Folgen für alle haben können. Ohne die Bereitschaft der Menschen, sich im Zweifelsfall für eine gewisse Zeit einzuschränken, wird das Virus immer wieder und immer weiter grassieren.

Corona-Ausbruch in Garmisch-Partenkirchen
:Eine Superspreaderin auf Kneipentour

Nachdem eine einzige Frau offenbar Dutzende Menschen in Garmischer Bars angesteckt hat, suchen die Behörden nach Kontaktpersonen. Der Verstoß gegen die Quarantäneregeln könnte für die 26-Jährige teuer werden.

Von Matthias Köpf

Die Behörden können im besten Fall schnell reagieren und die Ausbreitung eindämmen. Jeden einzelnen Verdachts- und Quarantänefall persönlich überwachen und in die eigene Wohnung sperren können sie nicht, und sie sollten das auch nicht können. Genauso wenig können sie jederzeit und überall kontrollieren, wie es - womöglich schon zu späterer Stunde - um die Einhaltung der vielen schönen Hygienepläne steht.

Das Landratsamt hat mit einer früheren Sperrstunde recht besonnen reagiert, zugleich dürfen sich die Staatsregierung und ihre Berater mit ihrer Vorsicht bei den Lockerungen für Bars und Clubs bestätigt sehen. Was die junge Frau betrifft, so hat sie mit ihrem Verhalten auch sich selbst keinen Gefallen getan. Ob ihr nun ein Bußgeld oder gar strafrechtliche Folgen drohen, mag zunächst zweitrangig sein. Aber sie hätte es sich verdient.

© SZ vom 14.09.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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