In einem Vulkankrater bei Selb (Landkreis Wunsiedel) sind 20 Millionen Jahre alte Baumpollen gefunden und untersucht worden. Dadurch konnte nun der damalige "Ur-Wald" im dortigen Fichtelgebirge rekonstruiert werden, teilte das bayerische Landesamt für Umwelt (LfU) am Montag in Augsburg mit.
Durch einen Vulkanausbruch vor etwa 20 Millionen Jahren war ein über 70 Meter tiefes Loch entstanden, hieß es in der Mitteilung. "Die Naturkatastrophe von damals entpuppt sich als Glücksfall für die Forschung von heute", sagte Roland Eichhorn, Leiter des Geologischen Dienstes am LfU. Der Wind habe Pollen der dort wachsenden Bäume in das Loch geweht, die später von Erde überdeckt und so bis heute konserviert wurden.
Vom LfU beauftragte Geowissenschaftler der TU Darmstadt konnten nun fossile Pollen aus den Proben der Vulkankrater heraussondern. Ihren Ergebnissen zufolge besiedelten nach der Vulkanexplosion zunächst Farne die kahlen Kraterhänge, gefolgt von Ulmen und heute exotischen Hickorybäumen. Nach und nach kam der ursprüngliche Mischwald aus Kiefern, Fichten, Rotbuchen, Kastanien und Walnussgewächsen zurück. Direkt am feuchten Ufer des wassergefüllten Lochs habe sich ein Sumpfwald mit Zypressen und Gagelsträuchern ausgebreitet, hieß es in der Mitteilung weiter.
Erst in den vergangenen Jahren wurden im Fichtelgebirge und in der nordöstlichen Oberpfalz Maare entdeckt, die durch vulkanische Phasen vor 20 Millionen und vor 300 000 Jahren entstanden waren. Die Erkundungen dieser schüssel- oder trichterförmigen Mulden vulkanischen Ursprungs und der dortigen Bodenproben dauern an.