Erlangen:Drohnen sollen Waldbrände verhindern helfen

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Dominik Schuler vom Forschungsprojekt Evolonic, steuert eine Projekt-Drohne zur frühzeitigen Erkennung von Waldbränden für einen Testflug. Die Drohne soll bei Trockenheit und Hitze große Waldgebiete überfliegen und bei Rauchentwicklung sofort die Feuerwehr informieren. (Foto: Daniel Karmann/dpa)

Studierende der Uni Erlangen entwickeln ein Gerät, das die Feuerwehren mit Livedaten versorgen soll. Innenminister Herrmann spricht von einer "neuen Dimension" - und macht eine Zusage.

Von Max Weinhold, Erlangen

Das Wetter passt nicht recht zum Anlass. Zum Glück, muss man in diesem Fall sagen, geht es doch um Waldbrände an diesem regnerischen Mittwoch an der Hauptfeuerwache in Erlangen. Genauer gesagt: um ihre frühzeitige Erkennung. Innenminister Joachim Herrmann (CSU) ist gekommen, Erlangens Oberbürgermeister Florian Janik (SPD) und dazu Mitglieder von Evolonic, einer Gruppe von etwa 20 Studierenden, die sich der besagten frühzeitigen Erkennung von Feuer im Wald angenommen, zu diesem Zweck spezielle Aufklärungsdrohnen entwickelt haben - und diese an der Feuerwache präsentieren.

"Es gibt kaum ein aktuelleres Thema", sagt ihr Leiter Friedhelm Weidinger. Ja, heute regne es. Aber man müsse sich gedanklich nur vier Wochen zurückversetzen. Da war es heiß in Deutschland. Es brannte in Südeuropa, besonders in Griechenland. Dazu im Vorjahr die verheerenden Brände in der Sächsischen Schweiz. Mit anderen Worten: Der Regen trügt.

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"Waldbrände machen sich auch in Deutschland breit, wir müssen uns damit auseinandersetzen", sagt denn auch Joachim Herrmann, den sie hier "unseren Feuerwehrminister" nennen. Ungefähr 100 Einsätze wegen Waldbränden habe es im Jahr 2022 in Bayern gegeben. Weniger dürften es künftig kaum werden. Denn, und diese Zahl wiederholt Herrmann: Bayern bestehe zu zwei Dritteln aus Wald. Und dieser Wald trocknet aus. Was die Brandgefahr neben steigenden Temperaturen und längeren Dürreperioden erhöht.

Birgit Süssner, die Waldbrand-Expertin der Erlanger Feuerwehr, hat Zahlen vorbereitet: 2018 seien 2349 Hektar Wald in Deutschland verbrannt, damals der höchste Wert seit 26 Jahren. Im vergangenen Jahr waren es rund 3058 Hektar. Die Region Nürnberg, Erlangen und Fürth sei besonders gefährdet.

In der Bekämpfung, das betonen in der Halle mit den Feuerwehrfahrzeugen alle, sei die frühe Erkennung der Brände entscheidend. Und am besten: eine noch frühere. Bisher hülfen dabei der Tower am Nürnberger Flughafen sowie landende und startende Flugzeuge, erklärt Friedhelm Weidinger. Sobald eine erhöhte Warnstufe erreicht ist, kämen sogenannte Luftbeobachter auf Kontrollflügen zum Einsatz. Innenminister Herrmann verweist außerdem auf Piloten von Privatflugzeugen, die für Aufklärungsflüge eine Entschädigung erhielten.

Läuft alles wie an diesem Tag skizziert, werden diese Kontrollflüge die Drohnen übernehmen, entwickelt von Studierenden der Friedrich-Alexander-Universität Nürnberg Erlangen (FAU) gemeinsam mit dem Fraunhofer-Institut für Integrierte Systeme und Bauelementetechnologie IISB. Fast zehn Kilogramm wiegt das graue Fluggerät mit der knallorangefarbenen Nase und einer Größe von etwa drei mal drei Metern. Bis zu eine Stunde können die Drohnen in der Luft bleiben und dabei bis zu 100 Kilometer Strecke zurücklegen - üblicherweise in einer Höhe von 100 bis 120 Metern. Dann fliegen sie automatisch zu einer Ladestation, um sich für den nächsten von bis zu fünf Flügen am Tag bereit zu machen.

Um größere Schäden zu verhindern, gilt es, Waldbrände - wie zum Beispiel im Juni in Unterfranken - schnellstmöglich zu entdecken. Zu dem Zweck haben jetzt Studierende eine Drohne entwickelt. (Foto: Ralf Hettler/dpa)

Eine eigens von den Studierenden entwickelte Software erkennt Rauch im Wald mittels künstlicher Intelligenz. Sobald dies geschehen ist, löst die Drohne automatisch Alarm aus und übermittelt sowohl GPS-Koordinaten als auch Bildmaterial an die Feuerwehr. Anstatt grober Beschreibungen von Waldspaziergängern über mögliche Brände kann diese auf Grundlage von Livebildern schnell entscheiden: Waldbrand? Oder Grillparty? Großeinsatz? Oder schnell erledigt?

Die Drohne erfasst außerdem die Temperatur, die Luftfeuchtigkeit, die Windgeschwindigkeit - alles Indikatoren, um einzuschätzen, wie schnell sich ein Feuer ausbreiten kann. Überdies macht die von Evolonic entwickelte Software die Forstwege sichtbar, damit die Feuerwehr weiß, mit welchen Fahrzeugen und auf welchem Weg sie am schnellsten zum Brandherd vordringen kann. "Das ist eine neue Dimension", sagt Innenminister Herrmann.

Zunächst stehen in diesem Monat in einem Pilotprojekt mit der Feuerwehr Erlangen Testflüge von einem Acker im nahegelegenen Möhrendorf an. Falls die drei Prototypen bei ihren Flügen über dem Staatsforst Mark Feuer entdecken sollten, ließen sich diese Erkenntnisse im Übrigen jetzt schon nutzen. In zwei Jahren wollen die Drohnen-Erfinder 80 Quadratkilometer in Bayerns Wäldern überwachen. Für die Weiterentwicklung vom Test- in den Regelbetrieb benötigt Evolonic 500 000 Euro, die Firmenchefs hoffen auf Hilfe vom Freistaat. Und der zeigt sich in Person des Innenministers "zuversichtlich. Ich denke, das kriegen wir hin", sagt Herrmann auf SZ-Nachfrage.

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