Mitten in Eberhardsreuth:Wanted: 20 000 Dollar Belohnung für eine alte Feuerwehrfahne

Lesezeit: 2 min

Überraschend wieder aufgetaucht: Die historische Feuerwehrfahne aus Eberhardsreuth schaffte es vom Bayerwald bis in die USA. (Foto: Freiwillige Feuerwehr Eberhardsreuth)

Jahrzehntelang vermisste die Freiwillige Feuerwehr Eberhardsreuth ihre Fahne. Dann tauchte sie in Texas auf, jetzt ist sie wieder weg. Aber noch geben sie sich nicht geschlagen.

Glosse von Lisa Schnell

Kaum war ihre Fahne da, ist sie schon wieder weg. Es ist zum Verrücktwerden! Und wären die Feuerwehrleute in Eberhardsreuth nicht grundbodenständige, vernünftige Menschen, wie sie es alle sind bei der Freiwilligen Feuerwehr, könnte ihnen das fast passieren.

Denn es ist so: Über 70 Jahre lang trauerten sie ihrer Feuerwehrfahne nach, der, die noch von Hand geknüpft war, von Nonnen in einem Kloster. Die erste Fahne überhaupt, noch bestellt von den Gründungsmitgliedern 1906. Ein wirklich besonderes Teil.

Denn so eine Fahne ist bedeutend für einen Verein. In etwa so, wie das erste Paar Chucks, das als nostalgische Erinnerung an vermeintlich wilde Jugendjahre aufgehoben wird - nur noch viel wertvoller.

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Diese Fahne also war verschwunden und wurde dann wiedergefunden auf gar wunderliche Weise, die viel erzählt über Fluch und Segen moderner Kommunikation. Über Facebook nämlich - das Dings, von dem alle sagen, es sei schon lange vorgestern und es trotzdem noch benutzen - bekam der Kommandant von Eberhardsreuth, Dennis Marxt, eine Nachricht.

Und zwar aus Texas, USA. Eine dort lebende Deutsche schickte ihm ein Foto, das er dreimal anschauen musste, um es zu begreifen: Da hing sie, ihre Fahne, in einem Waffengeschäft in den USA! Tausende Kilometer überwand diese Nachricht, den atlantischen Ozean, einfach so mit einem Klick. Toll, diese Medien.

Dass auch eher unhöfliche Menschen sie benutzen, dafür können sie ja nichts. Der Besitzer des Waffenladens nämlich ließ sich nicht erweichen, die Fahne zurückzugeben. Egal, wer ihm schrieb, er schrieb zurück, er sei ein "busy man".

Und nun zum Fluch: Immer mehr Zeitungen in Deutschland und den USA berichteten über die wiedergefundene Fahne. Und so kam es, dass einige sich bemüßigt fühlten, dem Waffenladenbesitzer garstige Nachrichten zu schicken, er solle den Deutschen doch ihre Fahne zurückgeben. Ein Mann erschien gar im Laden mit einer E-Mail, die beweisen sollte, dass der Waffenladenbesitzer einem Verkauf der Fahne zugestimmt hätte. Hatte der zwar nicht, das konnte er aber nicht sagen, denn er ist ja ein "busy man" und war deshalb nicht da. Ein ahnungsloser Mitarbeiter überreichte die wertvolle Fahne also dem Unhold und seitdem ist sie wieder: verschwunden!

So erzählt das Dennis Marxt. Zum Verrücktwerden, oder? Marxt denkt gar nicht dran. Wie es Menschen auf dem Land nachgesagt wird, tut er lieber was. Wer ihnen ihre Fahne zurückbringt, kriegt 20 000 Dollar, sie haben gerade eine Spendenaktion gestartet. Und nun hoffen sie wieder auf die Medien, dass sie die Nachricht vom vielen Geld über den Atlantik zum Dieb bringen.

Und wenn's nicht klappt? Verwenden sie das Geld halt für was anderes, sagt Marxt.

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