Facebook und Twitter werden als soziale Medien bezeichnet, was natürlich ihre Mission maximal verharmlost. In Wirklichkeit sind diese Kanäle ein Höllenschlund, in den ein Hacker soeben viele Politiker mitsamt ihren Daten hineingestürzt hat. Trotz dieses Desasters ist die Politik ganz wild auf eine rasante Digitalisierung von Stadt und Land, möglichst bis in die hinterste Schafhütte. Davon hängt unser Wohlstand ab, sagt Bundeskanzlerin Angela Merkel, und wer die Litanei der Internetsüchtigen (Smartphone macht Spaß!) lustlos herunterbetet, dem wird sogleich die Digitalministerin Doro Bär (CSU) auf den Hals gehetzt.
Das bayerische Finanz- und Heimatministerium ließ sich vom Hype voll anstecken. Seine Einladung an verdiente Bürger zu einer Festveranstaltung im Straubinger Herzogsschloss markierte einen Meilenstein der Digitalisierung. Viele Geladene entstammten freilich einer Ära, in der das Internet noch nicht erfunden war. Im Ministerium konnte sich aber offensichtlich niemand vorstellen, dass ein Teil dieser Menschen nach wie vor sicher und zufrieden im analogen Zeitalter lebt.
Privatsphäre:Zehn Regeln für Ihre digitale Sicherheit
Die geleakten Datensätze zeigen: Selbst, wer sich selbst für vollkommen uninteressant hält, besitzt Daten über Dritte, die er schützen muss. Die wichtigsten Grundregeln im Überblick.
Das Elend kam zutage, als ein älterer Herr seinen Sohn um Hilfe bat: "Du, sag einmal, an Brofser und an Krome, hamm wir so etwas?" Auf der Karte war nämlich vermerkt, die Gäste könnten sich nur online anmelden. "Ich soll meinen Brofser aufmachen", sagte der Herr zu seinem Sohn. Ein veritables Problem für einen Menschen, der noch nie im Internet gesurft ist. Mit Mühe gelang es dem Sohn, den Vater mit Brofser (Browser) und Krome (Browsertyp Chrome) für die Veranstaltung anzumelden. Manche werden daran gescheitert sein, es war noch Luft zwischen den Reihen der Besucher.
Aber die Politiker lernen dazu, mancher lässt, seiner Privatsphäre beraubt, nun die Finger von Twitter und Facebook. Auch die CSU-Kreisverbände Straubing-Stadt und Straubing-Bogen halten sich plötzlich zurück. Zu deren Neujahrsempfängen konnte man sich jedenfalls nicht mehr digital anmelden. "Aus organisatorischen Gründen", hieß es, "bitten wir Sie um Antwort ausschließlich per anhängender Postkarte." Wenn das die Kanzlerin erfährt, dass die Basis der CSU von digital auf analog umgestiegen ist. Vielleicht setzt dann auch sie wieder mehr auf Briefmarkerl statt auf Browser.