CSU und FDP droht Absturz:Umfrage sieht Regierungswechsel in Bayern

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Ungeheuerliches bahnt sich in Bayern an: Die SPD könnte einer Umfrage zufolge im Freistaat den Regierungschef stellen. Zwar gewinnen die Sozialdemokraten demnach an Prozentpunkten kaum hinzu, aber zusammen mit den starken Grünen und den Freien Wählern könnte es gelingen, die CSU auf die Oppositionsbank zu verdrängen. Nur: Die Wahl ist erst 2013.

Eigentlich ist Bayerns Ministerpräsident Horst Seehofer selten um ein Wort verlegen. Als es jedoch um die mögliche Kandidatur des Münchner Oberbürgermeisters Christian Ude als Spitzenkandidat der SPD für die Landtagswahl 2013 in Bayern ging, da wurde der CSU-Chef plötzlich ganz leise. Alles, was sich Seehofer entlocken ließ, war, dass er diesen Vorgang mit "Gelassenheit" betrachte. Für ihn gehöre politischer Wettbewerb zur Normalität.

Der voraussichtliche SPD-Spitzenkandidat Christian Ude kommt laut einer Umfrage bei den Wählern besser an als Ministerpräsident Seehofer von der CSU. (Foto: dpa)

Die plötzliche Zurückhaltung Seehofers kommt nicht von ungefähr. Denn mit seinem Vorstoß hat Ude einen Überraschungs-Coup gelandet, der die Christsozialen geradezu lähmt.

Dass die CSU einen SPD-Kandidaten Ude ernst nehmen muss, zeigt sich in einer neuen Umfrage des Forsa-Instituts. Kommt es im Jahr 2013 tatsächlich so, wie die Wahlforscher sagen, dann findet sich die CSU plötzlich in einer für sie ziemlich ungewohnten Situation wieder - nämlich auf der Oppositionsbank.

Der Umfrage zufolge, die Forsa im Auftrag der Zeitschrift Stern durchgeführt hat, würde die CSU bei einer Landtagswahl derzeit nur noch bei 41 Prozent landen. Die FDP würde von den Wählern abgewatscht und mit drei Prozent den Wiedereinzug in den Landtag klar verpassen. Die drei derzeitigen Oppositionsparteien SPD, Grüne und Freie Wähler bekämen demnach mit 47 Prozent eine klare Mehrheit.

Erstmals kann die SPD mit ihrem voraussichtlichen Spitzenmann Christian Ude einen Kandidaten ins Rennen schicken, der deutlich beliebter ist als der amtierende CSU-Ministerpräsident Horst Seehofer: Ude könnte mit 42 Prozent Zustimmung rechnen - Seehofer liegt nur bei 39 Prozent und damit schlechter als die CSU insgesamt.

Die SPD würde sich laut der Umfrage auf 21 Prozent verbessern - erstmals seit langem wieder über 20 Prozent. 2008 waren die Sozialdemokraten auf 18,6 Prozent abgerutscht. Größter Gewinner wären die Grünen, die auf 16 Prozent zulegen könnten - aber dennoch weit von dem erhofften zweiten Platz hinter der CSU entfernt. 2008 hatten die Grünen 9,4 Prozent geholt. Die Freien Wähler könnten wie 2008 mit rund zehn Prozent der Stimmen rechnen.

Demonstrative Gelassenheit bei der CSU

Die Koalitionspartner CSU und FDP wollen sich nicht aus der Ruhe bringen lassen: "Wir nehmen jede Umfrage sehr gelassen, einen zweijährigen Dauerwahlkampf wird es nicht geben", erklärte CSU-Generalsekretär Alexander Dobrindt.

FDP-Fraktionsvize Karsten Klein sagte, es sei "grundsätzlich problematisch", wenn bundes- und landespolitische Umfragen verknüpft würden. Bei Bundes- und Landtagswahlen weichen die Wahlergebnisse meist stark voneinander ab. "Man muss Umfragen zur Kenntnis nehmen, aber es gibt keinen Grund zur Panik", sagte Klein.

Die Opposition dagegen reagierte erfreut: "Die aktuellen Zahlen sind ein weiteres Indiz dafür, dass der Verlust der absoluten Mehrheit für die CSU kein Betriebsunfall der Geschichte war - die CSU-Dämmerung hat begonnen", erklärte der Grünen-Landesvorsitzende Dieter Janecek. SPD-Landeschef Florian Pronold sagte: "Bayern ist in Bewegung und Schwarz-Gelb hat ausgedient."

Die Freien Wähler fühlen sich jetzt schon als Königsmacher: "Wir werden entscheiden, wer in Bayern regiert", erklärte FW-Chef Hubert Aiwanger. Die Meinungsforscher befragten vom 15. bis 26. August 1007 bayerische Bürger.

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