Tierheime:Her mit den Viechern!

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Die Türen von leeren Zwingern im Tierheim Straubing stehen offen - die Tiere sind alle vermittelt. (Foto: dpa)

Dieses hinterhältige Virus birgt neben all dem Unbill ein paar überraschende Aspekte: Es wirkt sich in Bayern offenbar positiv auf die Tierliebe aus.

Kolumne von Katja Auer

Dieses hinterfotzige Virus bringt unbestritten allerhand beklagenswerte Umstände mit sich, es eröffnet der zum Daheimbleiben ausersehenen Gesellschaft aber auch bislang vernachlässigte Perspektiven. Der Kollege P. etwa erfreut sich bei Telefonaten am Gesang des liebestollen Amselmännchens im Garten der Autorin, den er nicht zu hören bekäme, säße diese statt im Home-Office im SZ-Hochhaus. Und der Kollege K. kennt längst jeden Kuckuck im Vilstal, was ihm nur vergönnt ist, weil er die Zeit draußen zubringen kann, die er sonst im Zug nach München und zurück absitzt.

Überhaupt scheint die Tierliebe ein Nebeneffekt dieser Krise zu sein. Tierheime verbuchen eine ungekannte Nachfrage nach Hunden, Katzen und Kaninchen und der Markt für junge Legehennen scheint weitgehend leergefegt zu sein, seit das Huhn im eigenen Garten voll im Trend liegt. Das mag neben der Corona-Krise auch an den wiederkehrenden Eklige-Eier-Krisen liegen, aber zumindest haben die Menschen jetzt offenbar mehr Zeit, sich um Haustiere zu kümmern.

Wer keine Tiere im Garten hat, der kann immerhin wieder in den Zoo gehen, und weil der vorzeitige Sommer gerade Pause macht, gibt es vielleicht nicht mal ein Gedränge. Schafskälte heißen die Tage im Juni, an denen die Temperaturen regelmäßig um einige Grad abfallen, auch heuer ist es pünktlich zum 4. Juni kühler geworden. Ihren Namen hat die Schafskälte tatsächlich von den Tieren, die um diese Jahreszeit schon geschoren sind und ohne wärmendes Fell aushalten müssen. Aber im Sommer ist das freilich angenehmer, wenn die Herden über Almen und Weiden ziehen.

Im Altmühltal zum Beispiel gehören die Tiere zum Landschaftsbild, der Lamm-Auftrieb im Mai ist ein großes Spektakel. Ministerpräsident Markus Söder hat schon im Schäferdress neben den Viechern posiert, auch von Horst Seehofer gibt es Fotos mit Mantel, Hut und Schaf. Heuer musste es ohne prominente Begleitung gehen, die Veranstaltung wurde natürlich abgesagt. Finanzminister Albert Füracker, der oberster Schaftreiber hätte sein sollen, muss noch warten, bis er in die Schäfer-Galerie aufgenommen wird. Aber er hätte wohl eh keine Zeit gehabt, nicht mal zur Vogelbeobachtung im Garten. Er muss sich in der Krise um die Mäuse kümmern.

© SZ vom 06.06.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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