Cham:Zufriedenheit am Arsch der Welt

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"Der schönste Arsch der Welt", heißt die Kampagne, die das Chamer Hinterwäldlerklischee aufgreift, um es ironisch zu brechen. (Foto: dpa)

Der Landkreis Cham hat sich mit einer Werbekampagne ins Zentrum der medialen Aufmerksamkeit gerückt, die viele als sexistisch betrachten. Der Landrat feiert sich dafür.

Kolumne von Andreas Glas

Es gibt Neuigkeiten vom Arsch der Welt. In Cham, am Ostrand des Freistaats, ist man gerade sehr zufrieden mit sich selbst, jedenfalls im Landratsamt. Dort verweist man zurzeit sehr oft und sehr gern auf die "größtenteils anerkennenden Kommentare" für die neue Imagekampagne des Landkreises, die auch fernab vom Weltarsch Cham für Gesprächsstoff gesorgt hat. Der Bayerische Rundfunk etwa fragte: "Ist das noch witzig?" Sogar sauwitzig, finden sie im Chamer Landratsamt. "Das Interesse zeigt, dass wir vieles richtig gemacht haben", sagt der Sprecher des, nun ja, Arschlandkreises.

Zur Erinnerung: "Der schönste Arsch der Welt", heißt die Kampagne, die das Chamer Hinterwäldlerklischee aufgreift, um es ironisch zu brechen. Im Werbeclip zur Kampagne zoomt die Kamera auf einen knapp behosten Beachvolleyballerinnen-Po, während die männliche Clip-Stimme den Schönster-Arsch-der-Welt-Spruch raushaut. Manche fragen jetzt: Ist das Sexismus? Schmarrn, man müsse da nicht gleich "den moralischen Großstadtzeigefinger auspacken", findet der Kommentator des Bayerwald- Echo - um ein paar Zeilen später über den Volleyballerinnen-Po zu säfteln: "Sexy ist der Hintern schon." Irgendwie erfrischend, diese Argumentationskette.

Das Straubinger Tagblatt hat zwar auch kritische Stimmen im Chamer Kreistag gesammelt: "Katastrophe", "kindisch und geschmacklos", "wir diffamieren uns selbst". Aber CSU-Landrat Franz Löffler kratzt das nicht. Bei der Präsentation der Kampagne ließ er Klopapierrollen verteilen, bedruckt mit dem Schönster-Arsch-der-Welt-Spruch. Löffler freut sich einfach narrisch über die Kampagne, vor allem über diesen "Videoclip, um den uns ganz Deutschland beneidet". Seine Kollegen "bedauern, dass ihnen das nicht eingefallen ist", hat er der Lokalzeitung verraten. "Wir führen Radiointerviews und haben deutschlandweites Medieninteresse." Glückwunsch!

Löffler sieht das halt pragmatisch: "Es ist unsere Aufgabe, dass wir uns vermarkten." Mit der Kampagne habe er Cham ein "Gesicht geben" wollen. Man sollte das anerkennen und die blöde Debatte beenden. Wichtiger als das Sexismus-Gedöns ist doch, dass Cham jetzt endlich ein Gesicht hat. Ein Arschgesicht.

© SZ vom 30.07.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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