Bayerisch-tschechische Grenze:Mädchen verschwindet im Wald: Hunderte Helfer im Einsatz

Lesezeit: 2 min

Ein Feuerwehrmann steht an einem Wanderweg. Hunderte Einsatzkräfte aus Bayern und Tschechien suchten im Grenzgebiet nach einem verschwundenen Mädchen. (Foto: Armin Weigel/dpa)

Auf dem Berg Cerchov geht eine Familie spazieren. Die Kinder spielen, ein Mädchen wird seitdem vermisst. Nun läuft eine große Suchaktion.

Hunderte Polizeibeamte, Feuerwehrleute und andere Helfer durchkämmen den dichten Wald rund um den tschechischen Berg Cerchov (Schwarzkopf), etwa zwei Kilometer von der bayerischen Grenzstadt Waldmünchen entfernt. Stundenlang kreist ein Polizeihubschrauber über dem unwegsamen Gelände. Alle suchen ein acht Jahre altes Mädchen aus Berlin. Früher markierte das Gelände die Grenze zwischen Westen und Ostblock. Irgendwo steht noch eine alte Radaranlage, mit der man einst den Klassenfeind belauschte.

Heute ist der Nationalpark Böhmischer Wald, der an den Bayerischen Wald grenzt, ein idyllisches Erholungsgebiet. Eine Familie aus Berlin war hier am Sonntag beim Wandern - Sohn, Tochter und Neffe des Ehepaars spielten im Wald. Irgendwann, so schildert es die Polizei, verloren die Eltern die drei Kinder aus den Augen. Voller Angst verständigten sie Rettungskräfte. Der sechsjährige Sohn und der neunjährige Neffe des Paares wurden schließlich am frühen Sonntagabend wieder gefunden. Die achtjährige Tochter blieb verschwunden - und irgendwann wurde es dunkel und sehr kalt.

Newsletter abonnieren
:Mei Bayern-Newsletter

Alles Wichtige zur Landespolitik und Geschichten aus dem Freistaat - direkt in Ihrem Postfach. Kostenlos anmelden.

Nach Informationen der tschechischen Nachrichtenagentur CTK beteiligten sich nach dem Verschwinden rund 200 Polizisten und Feuerwehrleute an der Suchaktion in der Umgebung des Cerchov, der höchsten Erhebung des Oberpfälzer Waldes. In der Nacht und am Morgen lagen die Temperaturen in der dicht bewaldeten Gegend um den Gefrierpunkt - und trotz aller Bemühungen blieb das Mädchen verschwunden. Von einem Verbrechen geht die Polizei nicht aus, das Kind habe sich wahrscheinlich verlaufen.

Am Montagmittag startete das Polizeipräsidium Oberpfalz eine Öffentlichkeitsfahndung mit einem Foto der vermissten Achtjährigen. Rund um den Berg werde intensiv nach ihr gesucht, sagte Dominic Stigler vom Polizeipräsidium in Regensburg. Am Montagnachmittag seien zeitweise über 700 Einsatzkräfte aus Bayern und Tschechien an der Suchaktion beteiligt gewesen, so Stigler - darunter Bereitschaftspolizei, Feuerwehr, Bergwacht und Rettungshundestaffel. Mehr als 40 Personensuchhunde machten sich auf die Spur des vermissten Mädchens.

"Es ist ein schwieriges Gelände, ringsherum ist tiefer Wald", sagte die tschechische Polizeisprecherin Dana Ladmanova. Alle verfügbaren Kräfte seien vor Ort im Einsatz, von Bereitschaftspolizisten bis hin zu Feuerwehrleuten. Bei der Suche helfen auch Förster und Mitarbeiter des Nationalparks Böhmischer Wald (Sumava), die sich in dem unwegsamen und teils felsigen Terrain auskennen.

Die Familie der Achtjährigen werde psychologisch betreut und parallel von der Polizei befragt, sagte Polizeisprecher Stigler. Ob Eltern, Bruder und Cousin ungefähr sagen können, wo sie das Mädchen aus den Augen verloren haben? "Es ist eben ein riesiges Waldgebiet", so der Polizeisprecher. "Deshalb ist es für einen Sechs- und einen Neunjährigen natürlich schwierig, das zu lokalisieren."

Bayerns Innenminister Joachim Herrmann (CSU) sicherte der Familie zu, dass ununterbrochen weitergesucht werde, bis das Kind gefunden sei. "Wir setzen alles daran, die Achtjährige schnellstmöglich zu finden, Tag und Nacht", sagte er der "Bild"-Zeitung.

© SZ/dpa - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusBergretterinnen
:"Ich habe es den Männern einfach gezeigt"

Vor 30 Jahren waren Frauen bei der Bergwacht noch nicht zugelassen. Längst haben sie sich ihren Platz erkämpft. Unterwegs mit Nadja Böhm und Kathrin Gobitz-Pfeifer, die auf Berge klettern und unter Hubschraubern hängen, um anderen das Leben zu retten.

Von Iris Hilberth

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: