Landesversammlung des Bayerischen Roten Kreuzes:Trotz Unregelmäßigkeiten in Bilanzen: BRK stützt seine Spitze

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Rote Karte heißt Zustimmung: Abstimmung auf der Landesversammlung des BRK in Schrobenhausen. (Foto: Matthias Balk/Bayerisches Rotes Kreuz)

Die Landesgeschäftsstelle erhält trotz der wirtschaftlich angespannten Lage künftig mehr Geld von den Kreisverbänden. Dass bei den Finanzen geschlampt wurde, wird aufgearbeitet - nicht alle im Verband sind glücklich darüber, in welcher Weise.

Von Nina von Hardenberg, Schrobenhausen

Das Bayerische Rote Kreuz (BRK) stärkt seine Spitze. Auf der Landesversammlung in Schrobenhausen am Wochenende beschlossen die Delegierten, die Landesgeschäftsstelle und die Bezirksverbände finanziell besser auszustatten. Die 73 Rotkreuz-Kreisverbände werden damit von 2024 an etwa 1,5 Millionen Euro mehr an die Verbandsspitze überweisen - insgesamt mehr als neun Millionen Euro jährlich.

Verbandspräsidentin Angelika Schorer zeigte sich erleichtert über diese Entscheidung, die aus Sicht der Verbandsspitze überfällig war. Das BRK habe sich zu einem Gesundheitskonzern mit 1,7 Milliarden Euro Umsatz entwickelt. Durch gesetzliche Vorgaben fielen der Landesgeschäftsstelle immer neue Aufgaben zu. Die Zahl der Mitarbeiter stieg seit 2016 von 60 auf aktuell 84,5. Die Kosten dafür aber sind nicht gedeckt.

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Dass die anwesenden 365 Delegierten der Erhöhung der sogenannten Verbandsumlage zustimmen würden, galt im Vorfeld keinesfalls als sicher. Denn auch die Kreisverbände kämpfen mit höheren Kosten und sinkenden Einnahmen. Der Kreisverband Starnberg etwa ist in akuter Not. Er kann wegen Personalmangels seine drei Pflegeheime nicht voll belegen. Das reißt ein Loch in den Haushalt. Und nun noch mehr Geld für die Verbandsspitze? "Es muss leistbar sein", sagte ein Delegierter im Vorfeld der Versammlung.

Gleichzeitig gab es bei einem Teil der Delegierten ein gewisses Misstrauen gegen die Geschäftsstelle, nachdem dort im vergangenen Jahr Unregelmäßigkeiten in den Bilanzen aufgefallen waren. Es handelt sich dabei um lang zurückliegende Buchungsvorgänge rund um die von der Landesgeschäftsstelle betriebenen Integrierten Leitstellen - jene Einsatzzentralen also, die die unter der Rufnummer 112 abgesetzten Notrufe entgegennehmen.

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Bei der Einrichtung dieser Leitstellen von 2005 an ist offenbar geschlampt worden: Fördergelder, die dem BRK zugestanden hätten, wurden nicht abgerufen. Andererseits wurden Anschaffungen gemacht, die nicht förderfähig waren. Das BRK arbeitet diese Vorgänge gerade auf. Die interne Revision des BRK hat sie geprüft. Manch einer im Verband ist aber mit der Art unzufrieden, wie die Aufarbeitung stattfindet.

Irritationen lösten die zahlreichen Wechsel an der Spitze der Internen Revision aus. Der bisherige Leiter Oliver Gäckle wurde zum 24. Oktober 2022 freigestellt, nicht mal einen Monat später auch sein Stellvertreter. Kurz darauf legte auch der BRK-Vizepräsident, der grüne Landtagsabgeordnete Andreas Krahl, sein Amt als ehrenamtliche Vorsitzender des Revisionsauschusses nieder. Auf die Frage nach dem Grund, sagte Krahl am Samstag: Eine sinnvolle und strukturierte revisorische Prüfung der Integrierten Leitstelle sei zu dem Zeitpunkt, als er im Amt war, nicht möglich gewesen. Auch sei er unzufrieden mit den Vorgängen gewesen, die zum Rücktritt seiner Vorgänger führten.

Die Zustimmung zum Jahreshaushalt hing an einem seidenen Faden

Der Vorsitzende des Haushaltsausschlusses Wolfgang Schuss rügte in seiner Rede ganz allgemein, dass dem Ausschuss wichtige Informationen, die er zur Prüfung des Jahresabschlusses brauche, zu spät zur Verfügung gestellt worden seien. Auch die Bereitschaft, Unterlagen auf Rückfrage des Gremiums nachzureichen habe zuletzt abgenommen. Bei der Abstimmung über den Jahresabschluss hatten sich deshalb sechs von sieben Mitgliedern enthalten. Nur einer stimmte zu. Der Ausschuss wollte das als Zeichen verstanden wissen, "dass die Zustimmung an einem seidenen Faden hinge", sagte Schuss laut Teilnehmern.

Insgesamt war die Stimmung unter den Delegierten damit durchaus rebellisch. Längst nicht alle Vorschläge der Geschäftsführung fanden Zustimmung. Der Antrag etwa, die Zahlungen an die Verbandsspitze in den kommenden Jahren automatisch im Umfang der allgemeinen Preissteigerungen anzuheben, fiel durch. Die Landesversammlung mit ihren 420 gewählten ehrenamtlichen Delegierten aus den Kreis- und Bezirksverbänden sowie aus den fünf ehrenamtlichen Gliederungen des BRK, wie der Wasserwacht, der Bergwacht, den Sanitätsbereitschaften und dem Jugendrotkreuz ist juristisch das höchste Gremium des BRK.

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