Grundwasser:Trockenheit in der Tiefe

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An Messstellen wie dieser im Ebersberger Forst ermitteln Versorger und Behörden die Höhe des Grundwasserspiegels im Boden. (Foto: Peter Hinz-Rosin)

Die Böden in Bayern sind wieder deutlich feuchter als noch vor ein paar Wochen. Doch die Lage beim Grundwasser bleibt alarmierend.

Nach den Regenfällen in den vergangenen Wochen können sich Gartenbesitzer und Landwirte in Bayern über deutlich feuchtere Böden freuen. Nach den Daten des Bayerischen Landesamtes für Umwelt in Augsburg war die Niederschlagssituation im Freistaat im Drei-Monats-Zeitraum weitgehend normal. Einzelne Gebiete in Nordbayern waren zu feucht, ein größeres zu trockenes Gebiet gab es nur im Bereich des Ammersees. Ein großes Problem bleiben aber weiterhin die oftmals viel zu niedrigen Grundwasserstände - besonders im Süden Bayerns.

Nach Angaben des Helmholtz-Zentrums für Umweltforschung in Leipzig hat sich die Dürresituation in vielen Teilen Deutschlands wegen des feuchten Winterhalbjahrs und des teils sehr nassen Sommers deutlich verbessert. "Die Böden sind bis auf eine Tiefe von 60 Zentimetern deutschlandweit gut durchfeuchtet - in manchen Regionen sogar nasser als üblich", sagte Andreas Marx, Leiter des Dürremonitors bei dem Zentrum. Derzeit sind die Niederschlagsdaten in Bayern weiter von den Hagel-Unwettern Ende August im Südteil des Landes geprägt. Weitgehend wurde diese Region daher zuletzt als "sehr" oder gar "extrem" feucht eingestuft, während der Norden des Freistaats in den vergangenen beiden Wochen normale Werte aufwies.

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Das Landesamt dokumentiert dies im Internet auf den Seiten "Niedrigwasser-Informationsdienst Bayern" (NID). Der Dienst wurde vor 15 Jahren aufgrund des Klimawandels eingerichtet. Vorbild war der Hochwassernachrichtendienst, der die Bevölkerung seit mehr als einem Jahrhundert vor Überflutungen warnt. Zu Beginn des diesjährigen Sommers hatte der NID wochenlang zu große Trockenheit in Bayern vermeldet, im August wurde dann eine Entspannung wegen Niederschlägen und gesunkener Temperaturen beobachtet. Doch trotz der teils ergiebigen Regenfälle bleiben die Grundwasservorkommen, die sich üblicherweise nur langsam regenerieren, weiterhin das Sorgenkind.

Besonders im Raum München und weiteren Gebieten Oberbayerns zeigen die Messstellen des "Oberen Grundwasser-Stockwerks" oftmals noch "sehr niedrige" Werte. Dabei reagieren diese oberflächennahen Grundwasservorkommen normalerweise recht schnell auf versickerndes Regenwasser. Noch größer ist das Problem bei den "Tieferen Grundwasser-Stockwerken", bei denen sich nur langfristig Änderungen beobachten lassen. Mehrere Messstellen, beispielsweise Matting bei Regensburg oder das mittelfränkische Polsingen-Döckingen, lagen dort Anfang September im roten Bereich und meldeten extrem niedrige Wasserstände. Das Landesamt registriert bereits seit dem Jahr 2015 in diesem tieferen Bereich mehrheitlich niedrige Grundwasserstände.

"Aufgrund der zu geringen Niederschläge der letzten Jahre weist die Grundwasserneubildung in Bayern seit 2003 ein mittleres jährliches Defizit von 16 Prozent auf", erläutern die Experten. Wegen der zuletzt gehäuft aufgetretenen Trockenjahre könne das Defizit nicht bereits durch einzelne regenreiche Monate ausgeglichen werden. Niederschlag von großer Menge und kurzer Dauer, also Starkregen, fließe auf ausgetrockneten Böden auch mitunter direkt wieder ab und gelange dann nicht in den Untergrund. Das Umweltamt hofft nun auf "ein außergewöhnlich niederschlagsreiches Winterhalbjahr 2023/24". Dann könne es eventuell eine nachhaltige und flächendeckende Regenerierung geben, speziell bei den fließgewässerfernen Grundwasservorkommen.

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