BayernLB-Desaster:Kärnten, ein gesegnetes Land - dank Bayern

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Ein Tausender für den Führerschein, Kindergarten gratis, billige Flüge: In Kärnten ist die Welt in Ordnung - dank bayerischer Millionen.

Klaus Ott

3,7 Milliarden Euro haben der Freistaat Bayern und die bayerische Landesbank bei der maroden österreichischen Bank Hypo Alpe Adria verloren. Schlecht für die Bayern, aber schön für Kärnten. Denn das österreichische Bundesland hatte für den Verkauf seiner Anteile 830 Millionen Euro aus München kassiert. Der damalige, inzwischen gestorbene Kärntner Landeshauptmann Jörg Haider trat damit als Wohltäter des Volkes auf.

Für den Kauf der HGAA durch die BayernLB hat das Land Kärnten 830 Millionen Euro kassiert. (Foto: Foto: dpa)

Seine politischen Erben setzen das mildtätige Werk der Geldverteilung fort. Manches Projekt wurden erst vor wenigen Monaten beschlossen, als die Hypo Alpe Adria bereits beinahe pleite war. Der Süddeutschen Zeitung liegen interne Unterlagen der Kärntner Landesholding darüber vor, wie das Geld genau verteilt wird. Ein Überblick:

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Kindergärten, Führerscheine, Inflationsausgleich

In Kärnten gibt es einen Tausender vom Land für junge Erwachsene. (Foto: Foto: ddp)

In Kärnten müssen Eltern für ihre drei- und vierjährigen Mädchen und Buben im Kindergarten nichts zahlen. Die Plätze sind kostenfrei, dank der Millionen aus Bayern. 75 Euro pro Kind und Monat lässt sich Kärnten das kosten.

Für Jugendliche gibt es beim Start ins Erwachsenenleben einen Tausender vom Land, mit dem beispielsweise Führerscheine bezahlt werden sollen. Offizieller Titel dieser Wohltat: "Jugendstartgeld". Außerdem gewährt Kärnten seinen Bürgern einen Inflationsausgleich. "Maßnahmen zum Schutz der VerbraucherInnen vor Teuerung" heißt das. Das Volk spricht von Hilfen gegen den "Teuro".

Golfplatz, Hotel, Badestrände

Kärnten lebt wie Bayern stark vom Tourismus. Um mehr Urlauber in den Süden Österreichs zu locken, fördert das Land unter anderem den Golfplatz und das Hotel St. Georgen am Längsee. Außerdem wurden an drei weiteren Seen wertvolle Grundstücke samt Ferien- und Hotelanlagen gekauft; Einheimische und Touristen können den Aufenthalt am Ossiachersee, Maltschacher See und Hafnersee genießen. Geld gibt es auch für Jugend- und Familengästehäuser in Hochrindl und Weißbriach. Auf diese Weise fördert Bayern also den Konkurrenten Kärnten.

Wellness mit Nebelgrotte

Dank des Geldes aus Bayern war auch die weitere Unterstützung des Projektes "Erlebnistherme Warmbad Villach" gesichert. Die Landesholding hat bereits 2006 entschieden, das Badeerlebnis mitzufinanzieren, und diesen Beschluss 2008 bei einer Projektänderung bekräftigt. Inzwischen lässt sich in der Villacher Therme laut Eigenwerbung angenehm entspannen: "Eine geheimnisvolle Nebelgrotte, sinnliche Aromakabinen, ein großzügiges Fitnessstudio und ein vielfältiges Saunaangebot verwandeln den neuen Wellnessbereich in eine außergewöhnliche Erlebniswelt."

Schlosshotel, Villa, Stadion

Den Tourismus in Kärnten sollte auch die Hypo Alpe Adria ankurbeln. Die Bank betrieb nebenbei das aus dem Fernsehen bekannte Schlosshotel am Wörthersee, die Villa Seeblick und den Golfplatz Schloss Finkenstein bei Villach, eine laut Eigenwerbung 70 Hektar große "Oase der Erholung". Viel brachte das allerdings nicht, die Villa Seeblick stand jahrelang leer. Im vergangenen Jahr beschloss die Hypo Alpe Adria dann, sich von diesen Engagements zu trennen.

Die Begründung: Es sei nicht "Sinn einer Bank, Hotels und Golfplätze zu betreiben". Das Fußballstadion in Klagenfurt, in dem die deutsche Nationalelf bei der Europameisterschaft 2008 spielte, wird aber weiter von der Bank gesponsert. Die Spiele in der Hypo Group Arena sind aber von mäßigem Interesse. Austria Kärnten ist Tabellenletzter in der österreichischen Bundesliga.

Kleine und große Bälle

Auch andere Kärntner Sportler profitieren von der bayerischen Großzügigkeit. Die "Förderung des Fußballsports" lässt sich das Kärnten Millionen kosten. Projektpartner ist der Kärntner Fußballverband. Mit einem Millionenbetrag bezuschusst wurde auch eine Tennishalle in der Hauptstadt Klagenfurt.

Flüge nach Deutschland

Unterstützt wird auch der Klagenfurter Flughafen bei seiner Kooperation mit der Fluggesellschaft TUI-Fly. Damit TUI-Fly von Kärnten aus weiterhin nach Berlin, Hamburg, Hannover und Köln fliegt, fließen die Millionen aus Bayern. Bis März 2013 läuft diese Kooperation, die preiswerte Reisen garantieren soll.

Straßen ohne Schlaglöcher

Auch das Kärntner Straßennetz wird mit Geld aus Bayern bestens saniert. Für die landeseigenen Wege und Straßen hat die Kärntner Landesholding erst vor wenigen Monaten Millionenbeträge bereitgestellt. Damit nichts mehr holpert.

© SZ vom 8.1.2010/mati/bica - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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