Wohnbauoffensive:SPD-Politiker schnappt Söder die Marke "Bayernheim" weg

Lesezeit: 2 min

  • Die Staatsregierung hat ein milliardenschweres Wohnbauprogramm beschlossen.
  • Dazu gehört auch eine staatliche Wohnungsbaugesellschaft, die "Bayernheim" heißen soll.
  • Allerdings sind die Rechte an diesem Namen schon vergeben.

Von Lisa Schnell, München

Markus Söder ist Ministerpräsident, aber er ist noch so viel mehr. Seine Berufung zum Dichter hat er schon früh entdeckt, oder besser zum Umdichter. Er wurde zum Europaminister ernannt und lief bald als Außenminister Bayerns durch die Gegend. Als Gesundheitsminister war er nach einer kurzen Titelkorrektur gleich für das ganze Leben zuständig.

Jetzt, da er Ministerpräsident ist, bleibt ihm die Bürde erspart, umzudichten, was andere ihm vorgeben, er avanciert zum Namensschöpfer. So viele neue Projekte, so viele Möglichkeiten, jedem ein hübsches Namensschildchen umzuhängen. Erst am Dienstag stellte er seine neueste Kreation vor, die "Söder-City". Nein, natürlich nicht, das wäre doch zu plump. Der Namenskünstler Söder befindet sich gerade in seiner Bayernschaffungsperiode (sie wird nach eigenen Angaben sein ganzes Werk prägen).

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Also heißt es: Bayern-City, Invest daheim, Bavaria One und, nicht zu vergessen, die Bayernheim. Es war das erste Exemplar aus der Bayern-Serie. Söder präsentierte es Ende Januar auf der Klausur der CSU-Fraktion in Kloster Banz und veredelte damit das, was andere schlicht eine Wohnungsbaugesellschaft nennen würden, zu einem sprachlichen Kunstwerk.

Bald schon soll der Name, aber auch die Gesellschaft selbst, gar nicht weit von der Staatskanzlei am Karl-Scharnagl-Ring ein Zuhause finden. Etwa 17 000 Euro soll die Miete im Monat kosten, über all das hat man sich schon Gedanken gemacht. Nur ausgerechnet um den Namen, diesen Ausdruck Söderscher Erfindungsgabe, kümmerte sich keiner. Oder zu spät. Der Markenname Bayernheim ist schon beim Patentamt angemeldet.

Ein anderer hat das getan, gleich nach der Weltpremiere, als Söder ihn zum ersten Mal vorstellte. Markus Käser. Zur Erinnerung: Das ist der Mann aus Pfaffenhofen, dessen Markenzeichen eigentlich ein hellblauer Strickpulli ist. Zumindest trug er den fast immer, als er sich 2017 zusammen mit noch fünf anderen um den Landesvorsitz der Bayern-SPD bewarb. Damals war er nicht allzu erfolgreich, gerade bewirbt er sich um ein Landtagsmandat.

Jeden Tag ein neues Projekt

Wer jetzt aber meint, hier will einer von der SPD dem Ministerpräsidenten eins auswischen, etwa, weil sich Söder auf einmal auch für das Herzensthema der Sozialdemokraten, den Wohnungsbau, interessiert, obwohl er noch als Finanzminister staatliche Anteile an der Wohnungsbaugesellschaft GBW an das Augsburger Immobilienunternehmen Patrizia verkaufte - der liegt natürlich falsch.

Er habe den Namen für den Fall vorgemerkt, dass die Staatsregierung ihn noch brauche, sagt Käser. "Stellen Sie sich vor, jemand anders hätte ihn sich gesichert. Etwa die Patrizia!" Es sei wohl alles mit heißer Nadel gestrickt gewesen, denn normalerweise reserviere man sich doch einen Namen, bevor man ihn verkündet. Aber nun gut, Söder hat viel zu tun, fast jeden Tag ein neues Projekt, das einen Namen sucht. Käser hat ja daran gedacht. Er hat außerdem nicht vor, den Namen seinem eigentlichen Schöpfer zu entwenden. "Den kann er gerne haben." Käser würde sich über ein Treffen freuen, da könne man sich mal über Wohnungsbau unterhalten. Noch hat sich bei ihm aber niemand gemeldet.

Auch Michael Giglhuber aus Alfeld im Nürnberger Land hat noch keinen Anruf aus der Staatskanzlei bekommen. Dabei ist er Inhaber der Internetdomain bayernheim.de. Hat Söder also das Internet vergessen? Kann das sein? Wo er es doch schon mit seiner Kreativität bereicherte, als andere davon noch nie etwas gehört hatten. Giglhuber zumindest war schneller. Noch am gleichen Tag, als Söder seine Bayernheim verkündete, sicherte er sich die Domain. Aber auch er ließe mit sich reden. "Ab einer bestimmten Summe ist alles möglich", sagt er. Vielleicht geht da ja was. Neben seiner Leidenschaft, neue Projekte kreativ zu benennen, fiel auf, dass Söder sich diese vor der Wahl auch einiges kosten lässt.

© SZ vom 17.05.2018 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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