Mitten in Böbrach:Für die schlechtesten Kicker Bayerns geht's weiter

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Verlieren sind sie seit Jahren gewöhnt: Der TSV Böbrach kassierte im Spiel gegen DJK Rattenberg ein Tor - und nicht nur eins. Am Ende stand es 0:19. (Foto: Sebastian Beck)

Der TSV Böbrach hat genug Spenden gesammelt, um auch weiterhin haushoch verlieren zu können. Soll man sich da freuen?

Glosse von Lisa Schnell

Da steht man stutzig vor dieser Nachricht wie ein Elfmeterschütze, der nicht weiß: linke oder rechte Ecke? Soll man sich nun freuen für die Böbracher oder nicht? Der schlechteste Fußballverein Bayerns kann weitermachen! Die Böbracher haben durch Crowdfunding 5000 Euro gesammelt und können auch in Zukunft so haushoch verlieren wie sonst keiner. Yeah! Oder nicht?

Dass sie wissen, was ihre Fans von ihnen erwarten, zeigten sie am 1. Mai. Ziel(un)sicher lieferten sie ein 0:23 gegen den SV Konzell ab. Vielleicht war das ja der Grund, warum so viele spendeten. Um die Gewissheit nicht zu verlieren, dass es irgendwo da draußen jemanden gibt, der noch schlechter spielt als man selbst. Nur: Ist das jetzt ein Segen? Jubeln sie in Böbrach, dass sie die Fußballversager der Nation bleiben können?

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Es gibt dieses Phänomen ja nicht nur im Kleinen. Wer schon mal einen Fan von 1860 München oder dem Club in Nürnberg getroffen hat, der weiß, dass die Zuneigung fast schon proportional mit den Niederlagen wächst. Und auch der Trotz. Eine Art Punkbewegung des Fußballs quasi. Bayern München, Real Madrid, Manchester, die haben doch lange vergessen, um was es beim Fußball wirklich geht und auch im Leben übrigens: nicht um Tore oder Trophäen, sondern ums Tun, ums Hinfallen, Aufstehen und Weitermachen. Gemeinsam gewinnen kann jeder, gemeinsam verlieren ist eine Kunst.

In der Disziplin stehen sie in Böbrach, zur Abwechslung, ganz oben in der Tabelle. Übrigens auch in der Disziplin Teamgeist, über den die Fußballgroßkopferten ja gerne schwadronieren, bevor sie in ihr Einzelzimmer im Luxustrainingslager verschwinden. In Böbrach aber humpelte jeder, der noch zwei halbwegs gerade Beine hatte, aufs Spielfeld. Hauptsache, der Verein musste nicht abgemeldet werden.

Nun aber soll es Streit geben. Der neu gewählte Vorstand liegt im Zwist mit dem alten. Die Akzeptanz im Ort bröckelt, die meisten Spenden, so unkt man, seien gar nicht aus dem Ort selbst gekommen, sondern von außerhalb. Und das - da kann man sich nun wirklich sicher sein - ist eine schlechte Nachricht. Denn: Wenn niemand mehr die Hände vors Gesicht schlägt, wenn Böbrach den 35. Treffer kassiert, dann haben sie wirklich verloren.

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