Mitten in Töging:Tiptop Tipi

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In einem Tipi wie diesem finden Mädchen und Buben des Waldkindergartens bei Bedarf Unterschlupf. (Foto: privat)

Die Stadt Töging hat in aller Form ein Zelt für den Waldkindergarten beantragt und auch sonst alles richtig gemacht. Sogar an den nötigen ökologischen Ausgleich für die Baumaßnahmen haben die Behörden gedacht.

Glosse von Matthias Köpf, Töging

Dass es im Wilden Westen recht wild zugegangen sein muss, das sagt ja schon der Name. Von den ganzen Schießereien mittags auf der Dorfstraße mal abgesehen, wurde da bestimmt nur sehr selten ein Bauantrag ans Landratsamt gerichtet, wenn einer irgendwo ein Tipi in den Wald stellen wollte. Wobei gedankliche Konzepte wie Bauanträge und Landratsämter offenbar nichts Natives sind, sondern den Wilden Westen - jetzt mal ganz grob vereinfacht - erst nach Kolumbus' angeblicher Entdeckung Amerikas erreicht haben, genauso übrigens wie diese dauernden mittäglichen Schießereien.

In Bayern soll es jedenfalls anders zugehen, und zwar auch im Landkreis Altötting, der ja innerhalb Bayerns auch noch recht weit im Osten liegt. Dort hat die Stadt Töging für ihr neues Tipi einen Bauantrag gestellt und auch sonst alles richtig gemacht.

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So geht es jedenfalls aus dem Vorwort von Bürgermeister Tobias Windhorst im neuen Stadtblattl des Töginger Werberings hervor. Zwar steht in solchen Vorworten nur ganz selten, dass die jeweilige Kommune nicht alles richtig gemacht habe. Aber Windhorst geht da schon ins Detail. In Töging gibt es nämlich seit einem Jahr einen Waldkindergarten, und die 20 dort angemeldeten Kinder sollen bei Bedarf nun Unterschlupf in einem Tipi finden, wie bei vielen anderen Waldkindergärten auch. Mit dem Tipi ist Töging also nicht allein. Mit dem Bauantrag ist es aber eine Art Pionier, jedenfalls im Kreis Altötting. Ist ja auch genehmigt worden, kein Problem, und das zugehörige Brandschutzkonzept sowie der Plan mit dem Fluchtweg aus dem Zelt stießen ebenfalls auf amtliche Akzeptanz.

Eine Toilette ist in dem Fluchtplan übrigens nicht eingezeichnet, denn die steht separat. Beantragt und genehmigt ist auch sie. Allerdings ist das rund einen Quadratmeter große hölzerne Häusl, jedenfalls im Vergleich zum Zelt, schon fast ein festes Gebäude. Und für so einen baulichen Eingriff in die Natur wird eben eine ökologische Ausgleichsmaßnahme fällig. Im Wilden Westen gab es solche Gesetze gar nicht, in Bayern werden sie weithin ignoriert. Nicht so in Töging, obwohl sich Windhorst da auch gut eine Art Bagatellregelung vorstellen könnte. Den zusätzlichen Baum, den das Amt als ökologischen Ausgleich für den Häuslbau vorgeschlagen hat, hat die Stadt aber ohne Murren in den Wald gepflanzt.

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