Schweden:Söder auf "Bavaria One"-Mission in den nordschwedischen Wäldern

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Markus Söder (CSU), Ministerpräsident von Bayern, besucht das "Ice Hotel". (Foto: Sven Hoppe/dpa)

ABBA-Museum, Königin Silvia - und zum Abschluss Raketen und Hundeschlitten: Die Schweden-Reise von Markus Söder endet so abwechslungsreich, wie sie begonnen hat.

"Bavaria One fliegt", sagt Söder zufrieden, irgendwo im schwedischen Nirgendwo. Gerede eben hat er den Schriftzug "Bavaria 1" auf einem echten Raketenbauteil hinterlassen. Aber der Reihe nach: Der bayerische Ministerpräsident besucht am Freitag zum Abschluss seiner Schweden-Reise das Weltraumzentrum "Esrange" östlich von Kiruna, im hohen Norden Schwedens. Ein Termin, wie gemacht für den Weltraum-Fan, der vor einigen Jahren mit dem Stichwort "Bavaria One" bayerische Raumfahrt-Ambitionen angemeldet hatte und dafür zunächst belächelt worden war. Nun steht er hier und lässt sich das Raumfahrtgelände inmitten der nordschwedischen Wälder zeigen, Rentiere und Elche gab es auf der Fahrt dorthin zwischen den Bäumen im Schnee zu sehen.

Kiruna liegt Luftlinie rund 950 Kilometer nördlich von Stockholm. Damit ist die nördlichste Stadt Schwedens fast doppelt so weit von der Hauptstadt des Landes entfernt wie München von Berlin. Zwei Firmen aus Bayern sind in dieser Abgeschiedenheit prominent mit vertreten. Das Gelände ist zentral für die künftigen europäischen Raumfahrtaktivitäten. Von hier aus will die Europäische Union künftig Satelliten ins All schicken, von ihrem eigenen europäischen Territorium aus. "Esrange" soll damit den großen EU-Weltraumbahnhof in Französisch-Guayana auf der anderen Seite des Atlantiks ergänzen.

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Bislang wurde das 1966 in Betrieb genommene Raumfahrtzentrum vor allem für den Start von Höhenforschungsraketen und Höhenballons genutzt. Nun wird hier weiter an der Zukunft gearbeitet. Das Wettrennen läuft, die Konkurrenzdruck im Raumfahrtgeschäft ist groß. Die zwei Firmen aus Bayern, die hier in Nordschweden ihre Raketenantriebe, ihre Triebwerke, testen, sind Isar Aerospace und die Rocket Factory Augsburg. Dutzende Mitarbeiter aus Bayern arbeiten hier auf dem Gelände. "Hier werden Raketen gestartet, hier werden Forschungen gemacht", sagt Söder, und ist mit Blick auf die zunehmende Kommerzialisierung der Raumfahrt zuversichtlich: "Wir werden an dem großen Kuchen mitverdienen. Das macht mich stolz."

Der Standort in Schweden biete herausragende Bedingungen für das Testen der eigenen Raketentriebwerke, sagt Josef Fleischmann, Mitgründer von Isar Aerospace. "Hier können wir unsere Raketentriebwerke nach unseren individuellen Spezifikationen und nach unserem Zeitplan testen." Er betont: "Europa muss in der Lage sein, Satelliten kosteneffizient, flexibel und autonom ins Weltall transportieren zu können, und dafür legen wir hier den Grundstein." Jörn Spurmann, Mitgründer der Rocket Factory Augsburg, nennt den Standort in Schweden "entscheidend für unsere jüngsten Erfolge". Man habe hier einen hochmodernen Triebwerks-Teststand in Betrieb genommen, wie es in Deutschland an keinem Standort möglich gewesen wäre.

Der Besuch bei Königin Silvia von Schweden im Stockholmer Schloss war der royale Höhepunkt der Reise. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Bayerns Ministerpräsident Markus Söder (CSU) besichtigt das Esrange Space Center. (Foto: Sven Hoppe/dpa)
Der Hundefan Markus Söder wird aber auch an der Hundeschlittenfahrt großen Spaß gehabt haben. Mit im Schlitten sitzen Florian Herrmann, der Leiter der Staatskanzlei (vorne) und Karolina Gernbauer, die Amtschefin der Staatskanzlei. (Foto: Sven Hoppe/dpa)

Söder sieht bayerische Firmen auf dem weiteren Weg in den Weltraum also ganz vorn mit dabei. "Wir sind das Space Valley in Deutschland", sagt er. Als weiteren Baustein der bayerischen Raumfahrtstrategie nennt er zudem die größte Luft- und Raumfahrtfakultät, die in Europa derzeit im Aufbau sei. Zudem arbeitet Bayern eng zusammen mit dem Deutschen Zentrum für Luft- und Raumfahrt und der europäischen Raumfahrtorganisation Esa, die beide ebenfalls in Kiruna vertreten sind. In Oberpfaffenhofen westlich von München befindet sich eines der Kontrollzentren der Internationalen Raumstation ISS. Und Söder schwebt vor, dass dort auch ein geplantes Mondkontrollzentrum angesiedelt wird, für europäische Missionen zum Mond. "Es sieht ganz gut aus", sagt Söder in Kiruna.

Zum Abschluss seiner Schweden-Reise, die ihn am Donnerstag ins ABBA-Museum und zu Königin Silvia geführt hatte, gibt es dann aber noch einmal das Kontrastprogramm zu Diplomatie und Raumfahrt: Auf Hundeschlitten lassen sich Söder und seine Delegation durch die schwedischen Wälder ziehen. Und für einen Moment, so scheint es, hat Söder hier auch die "Bavaria One" vergessen.

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