PFC-Belastung in Flüssen:Umweltschützer warnen vor verseuchtem Wasser

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Die Friedberger Ach ist ein Fluss mit vielen Namen, am passendsten ist momentan wohl: Verlorener Bach. (Foto: N/A)

Die PFC-Belastung habe Auswirkungen auf Mensch und Tier. Der Fluss am Fliegerhorst Penzing müsse deshalb schnellstmöglich saniert werden.

Von Florian Fuchs, Augsburg

Die Friedberger Ach ist ein Fluss mit vielen Namen, je nachdem, durch welche Region das Gewässer gerade fließt. Am passendsten ist momentan wohl die Bezeichnung, die die Leute am Ursprung des Flusses im Landkreis Landsberg verwenden: Verlorener Bach. Der Fluss ist vergiftet, die Belastung mit perl- und polyfluorierten Kohlenstoffverbindungen (PFC) zieht sich über 100 Kilometer und fünf Landkreise hin, bis das Wasser im Landkreis Neuburg-Schrobenhausen in die Donau mündet.

Der Bund Naturschutz (BN) richtet deshalb nun Forderungen an die Politik: Die PFC-Quelle am Fliegerhorst Penzing müsse deutlich schneller als bisher saniert werden, der Fluss benötige über den gesamten Lauf hinweg ein umfassendes Monitoring - und vor allem sogenannte Abstromsicherungen, die eine konstante Verbreitung der Schadstoffe im Grundwasser verhindern.

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Gerhard Merches, Umweltingenieur aus Altötting, sagte im Zuge einer virtuellen Pressekonferenz des Bundes Naturschutz, dass der Schadstoff beim Menschen entwicklungstoxische Effekte und verringerte Geburtsgewichte zur Folge habe. Menschen, die PFC-belastet sind, bilden weniger Antikörper, ihr Immunsystem ist also angreifbarer als gewöhnlich und bei ihnen wurde eine erhöhte Cholesterinkonzentration nachgewiesen.

Der Bund Naturschutz befürchtet Auswirkungen der Belastungen im Wasser auf Mensch und Tier: Fischer am Verlauf der Friedberger Ach sind bereits gewarnt, wie viel Fisch sie überhaupt noch essen dürfen. Untersuchungen zeigen je nach Standort unterschiedlich hohe Belastungen bei verschiedenen Arten. Im nördlichen Oberbayern beim Flugplatz Neuburg sind inzwischen auch in Hühnereiern PFC-Belastungen nachgewiesen worden. "Viele Leute kennen das Problem nicht und entnehmen vielleicht unbedacht Wasser", sagte Alexander Helber, Vorsitzender der BN-Kreisgruppe Donau-Ries. Der Bund Naturschutz lobt zwar, dass das Landratsamt in Landsberg handelt. Warnungen vor dem Verzehr von Fischen etwa habe das Landratsamt in Donau-Ries erst vor kurzem ausgesprochen. Die bezirksübergreifende Zusammenarbeit der Behörden allerdings, bemängelten die Naturschützer, habe bislang nicht gut funktioniert.

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Am Fliegerhorst Penzing wurde über viele Jahre PFC-haltiges Löschmittel verwendet, das ins Oberflächen- und Grundwasser einsickert und über den Grundwasserstrom nach Norden transportiert wird, wo die Quellen des verlorenen Bachs liegen. Der Bund Naturschutz fordert, dass "die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben Bima endlich mit den Sanierungen für ihre Standorte voran geht". In der Verantwortung stünden Bundeswehr und damit der Bund als langjähriger Betreiber der Anlagen.

© SZ vom 12.03.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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