Naturschutz:Bayerns Fischer wollen den Otter jagen

Lesezeit: 1 min

Ein Fischotter (Lutra lutra) schwimmt im Wasser. (Foto: Patrick Pleul/dpa)

Das Tier ist gefräßig, aber geschützt. Deswegen ist eine Abschuss-Verordnung schon einmal vor Gericht gescheitert. Nun fordern Fischer und Teichwirte neue Regeln.

Von Christian Sebald

Bayerns Fischer fordern, dass die Staatsregierung rasch den Abschuss von Fischottern ermöglicht. "Das unpopuläre Thema wird seit Jahren wie eine heiße Kartoffel behandelt, keiner fühlt sich dafür so richtig zuständig", sagt der Vorsitzende des Landesfischereiverbands (LFV), Axel Bartelt. Dass es auch anders gehe, zeige der Blick nach Niederösterreich und Salzburg. "Dort gibt es rechtssichere Verordnungen, auf deren Basis bereits zahlreiche Fischotter entnommen wurden", sagt Bartelt. "Das muss auch bei uns in Bayern möglich sein. Wir brauchen endlich eine Lösung."

Die Teichwirte und Fischer bringen diese Forderung schon seit vielen Jahren vor. Die Verordnung, die die Staatsregierung deshalb 2023 erlassen hatte und die Abschüsse erlaubte, wurde allerdings postwendend vom Bayerischen Verwaltungsgerichtshof kassiert. Denn Fischotter sind streng geschützt. So einfach wie sich Fischer und Staatsregierung das Töten unliebsamer Otter vorstellten, geht es offenkundig nicht. Auf der Mitgliederversammlung der Fischer am Wochenende waren die Otter ein zentrales Thema.

Die Tiere können Unmengen Fische vertilgen, sie sind deshalb sehr unbeliebt bei den Teichwirten und wurden früher gnadenlos gejagt. Lange Zeit waren sie im Freistaat bis auf wenige Exemplare im Bayerischen Wald praktisch ausgerottet. Inzwischen breitet sich die Art wieder aus. Etwa die Hälfte Bayerns - vor allem Niederbayern, die Oberpfalz und das östliche Oberbayern - ist der Landesanstalt für Landwirtschaft (LfL) zufolge wieder von Fischottern besiedelt. Danach leben dort etwa 1500 Exemplare. Die Fischotter-Fraßschäden in diesen Regionen hat Agrarministerin Michaela Kaniber (CSU) einmal allein für 2022 auf 2,7 Millionen Euro beziffert.

Das ist der Grund, warum die Fischer auch nach dem Scheitern der Abschuss-Verordnung nicht aufgeben. Außer der neuen Abschuss-Verordnung fordern sie weitere Maßnahmen - darunter die Aufstockung des Entschädigungsfonds, eine 100-Prozent-Förderung für Schutzzäune um gefährdete Teiche und die Ausweitung des Monitorings. Zudem soll die Staatsregierung beim Bund und in der EU auf eine Absenkung des Schutzstatus für die Fischotter drängen.

Letzteres dürfte nicht einfach werden - die Art fällt nämlich nicht nur unter EU-Recht, sondern außerdem unter weitere internationale Verträge wie die Genfer Konvention. Gleichwohl kündigte die Staatsregierung an, möglichst bald eine neue Abschuss-Verordnung zu präsentieren. "Der genaue Zeitpunkt steht aber noch nicht dafür fest", sagte ein Sprecher von Umweltminister Thorsten Glauber (FW), der dafür zuständig ist.

© SZ - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

SZ PlusMeinungReform der Veterinärverwaltung
:Ein ungutes Wahlgeschenk

Im Grunde spricht alles gegen die geplante Überführung der tierärztlichen Stallkontrollen in die Verantwortung des Agrarministeriums. Sie schafft mehr Bürokratie, belastet die Landratsämter und schürt das Misstrauen der Verbraucher.

Kommentar von Christian Sebald

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: