Naturschutz:Grüne fordern ein Alleen-Programm

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Eine Eichenallee nahe dem oberbayerischen Seefeld. (Foto: Franz Xaver Fuchs)

Baumreihen an Straßen stehen seit vier Jahren unter Naturschutz. Aber die Staatsregierung weiß nicht einmal, wie groß der Bestand in Bayern ist. Der Grünen-Abgeordnete Friedl verlangt als erstes ein zentrales Kataster.

Von Christian Sebald

Die Landtags-Grünen haben die Staatsregierung aufgefordert, mehr für die Alleen in Bayern zu tun. Denn Alleen haben nicht nur eine besondere landschaftsästhetische Qualität. Sondern sie sind wichtig für Flora und Fauna - zum Beispiel als Lebensraum für Vögel, Fledermäuse und Insekten. "Bayern ist Alleen-Entwicklungsland", sagt der Würzburger Grünen-Abgeordnete Patrick Friedl. "Das wollen wir ändern." Der Schutz der Alleen war eine zentrale Forderung des "Volksbegehrens Artenvielfalt - Rettet die Bienen in Bayern" 2019. Es ist dem Erfolg dieser Initiative zu verdanken, dass er in das Naturschutzgesetz aufgenommen worden sind. Seit nunmehr vier Jahren ist es in Bayern verboten, Alleen "zu beseitigen, zu beschädigen oder auf sonstige Weise erheblich zu beeinträchtigen".

Die Staatsregierung selbst weiß aber nach wie vor sehr wenig über die Alleen in Bayern. Das zeigt eine schriftliche Anfrage der Landtags-Grünen, auf die jetzt Verkehrsminister Christian Bernreiter (CSU) geantwortet hat. Danach gibt es bei der Staatsregierung weder Daten über den Bestand, noch über Fällungen und Neupflanzungen. Was Verstöße gegen die Schutzvorgaben anbelangt, ist die Staatsregierung ebenfalls blank. Und sie weiß auch nicht, viel Geld die Straßenbauverwaltungen für die Anlage und Pflege von Alleen zur Verfügung haben.

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Tatsächlich rangiert Bayern im Ländervergleich weit hinten. Das zeigt eine aktuelle Studie der Hochschule für Nachhaltige Entwicklung im brandenburgischen Eberswalde. Danach kommen die Alleen im Freistaat auf eine Gesamtlänge von 166 Kilometern, einseitige Baumreihen summieren sich auf 945 Kilometer Gesamtlänge. Nur in den deutlich kleineren Bundesländern Hessen und Saarland fällt die Bilanz schlechter aus. Und aus den Stadtstaaten hatten die Forscher keine Daten. Ansonsten liegen alle Bundesländer deutlich vor Bayern, selbst das halb so große Baden-Württemberg. Spitzenreiter ist Brandenburg mit Alleen mit einer Gesamtlänge von 4332 Kilometern. Und bei den Baumreihen ist Niedersachsen mit einer Gesamtlänge von 14 078 Kilometern auf Platz eins.

Friedls zentrale Forderung ist ein "bayerisches Alleenkataster", in dem der gesamte Bestand zentral erfasst wird. Vorbilder dafür sollten die Kataster in den führenden Alleen-Ländern Brandenburg, Mecklenburg-Vorpommern und Nordrhein-Westfalen sein. "Nur mit gesichertem Wissen kann die Staatsregierung ihrer Schutzaufgabe gerecht werden", sagt er. Außerdem verlangt er ein Förderprogramm für Kommunen, die sich um die Alleen auf ihrer Flur kümmern - und zwar sowohl für Kartierung, Schutz, Pflege und die Neuanlage. Nur mit einem solchen Förderprogramm werde der Freistaat denn immensen Abstand zu anderen Bundesländern zumindest etwas aufholen können.

Ein Umdenken fordert Friedl außerdem beim Winterdienst. Auf die Frage, wie die Staatsregierung Alleen vor Streusalz schützt, heißt es in Bernreiters Antwort: "Zur wirksamen Bekämpfung von winterlicher Glätte (...) und damit zur Gewährleistung der Verkehrssicherheit und Funktionsfähigkeit unserer Straßen ist der Einsatz von Taustoffen, das heißt Tausalz, unentbehrlich." Das ist Friedl zu wenig. Er fordert, für den Winterdienst verstärkt baumfreundliche Alternativen zu prüfen. Außerdem fordert der Abgeordnete Konzepte, wie Alleen und Baumreihen in Regionen mit intensiver Landwirtschaft wirksam vor der Agrarchemie auf den angrenzenden Äckern geschützt werden können.

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