Kommunalwahl:Mit ein paar Mausklicks Wählen üben

Lesezeit: 1 min

Keine Wahl ist so kompliziert wie die Kommunalwahl. Bevor sie in die Wahlkabine gehen, können Wähler in Memmingen schon mal im Netz üben. (Foto: Lukas Barth)

Die Stadt Memmingen schaltet im Internet einen virtuellen Stimmzettel frei. Bürger können so üben, bei der komplizierten Kommunalwahl richtig abzustimmen.

Von Florian Fuchs, Memmingen

Grundschulen sind ein beliebter Ort für Wahllokale, ein Besuch hat deshalb auch oft etwas von einer Reise ins Land der Zwerge. Vieles ist zu klein, die Wahlkabine, der Tisch, der Stuhl der Zweitklässler. Alles andere ist zu groß, man selbst, der Wahlzettel und irgendwie auch die Aufgabe, vor der man da steht.

Denn die vor allem in großen Städten meist überdimensionierten Wahlzettel aufzufalten und geschützt vor fremden Blicken auszufüllen, ist eine Herausforderung. Und dann lauern auch noch Fehlerquellen wie früher nicht einmal im Matheunterricht: kumulieren, panaschieren, Kreuzchen hier und Kreuzchen da. Zum Glück hat sich die Stadt Memmingen für den 15. März nun Abhilfe einfallen lassen und auf ihrer Homepage einen virtuellen Wahlzettel für die Stadtratswahl freigeschaltet.

Kommunalwahl 2020
:Die komplizierteste Wahl Bayerns steht an

Am Sonntag sind im Freistaat Kommunalwahlen. Wie funktionieren sie? Worauf müssen Wähler achten und warum sind die Stimmzettel so groß? Die Antworten auf die wichtigsten Fragen.

Von Kassian Stroh

40 Stimmen sind in Memmingen zu vergeben. Damit der Wahlzettel nicht ungültig wird, darf der Wähler - übrigens auch von außerhalb - nun auf dem Probestimmzettel im Internet sein Stimmverhalten trainieren. "So kann man mit der Verteilung der Stimmen experimentieren, ohne bei den vielen Möglichkeiten der neun Listen und 287 Kandidatinnen und Kandidaten den Überblick zu verlieren", sagt der örtliche Wahlleiter Dino Deriu.

Bis zu drei Stimmen darf jeder Wähler auf einen Kandidaten einer beliebigen Liste häufeln, das nennt man Kumulieren. Die Stimmen dürfen auch auf Listen unterschiedlicher Parteien panaschiert, also durchgemischt werden. Wer eine Liste ankreuzt, also eigentlich alle seine Stimmen einer Partei gibt, darf trotzdem noch Politiker auf anderen Parteilisten ankreuzen, wieder mit bis zu drei Stimmen. In diesem Fall zählen die Wahlhelfer zunächst die Kreuzchen für die einzelnen Bewerber. Was an Stimmen übrig bleibt, entfällt dann auf die Bewerber der angekreuzten Liste, in der dort aufgeführten Reihenfolge von oben nach unten.

Das virtuelle System ist erbarmungslos: Gültige Stimmen erscheinen in grüner Farbe, wenn man einem Kandidaten zu viele Stimmen gibt oder etwa insgesamt mehr als 40 Stimmen verteilt, verfärben sich die Zählmarken rot. So wirkt die Aufgabe, formgemäß zu wählen, plötzlich gar nicht mehr so riesig. Müssten also nur noch der Wahlzettel kleiner und das Grundschulmobiliar größer werden.

© SZ vom 20.02.2020 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
Zur SZ-Startseite

Münchner Rathaus
:Ein Saal voller Wehmut und Missstimmung

Der Stadtrat trifft sich zur letzten Vollversammlung vor der Kommunalwahl, für manche ist es ein Abschied nach 40 Jahren in der Politik. Bisher galt: Politisch streiten und trotzdem normal miteinander reden. Wenn die AfD ins Rathaus einzieht, könnte es damit vorbei sein.

Von Dominik Hutter

Lesen Sie mehr zum Thema

Jetzt entdecken

Gutscheine: