Ein stattlicher Teil jener Menschen, die nach heutiger Definition als arm gelten, wäre vor wenigen Generationen vermutlich noch als gut situiert eingestuft worden. Ein unerbittlicher Begleiter der Armut war damals der Hunger, wegen dem sich so mancher Dörfler zu Verzweiflungstaten hinreißen ließ. Die aus der Bayerwaldgemeinde Böbrach stammende Kleinbäuerin Maria Sigl (1899-1993, auch Sigl Marl genannt) kannte die Not aus eigener Anschauung. Das "Kirchabitten", so erzählte sie einmal, übernahmen in den Dörfern die ärmsten Leute. Wenn jemand gestorben war, sind die Kirchbitter ausgeschwärmt, um den Pfarrangehörigen mitzuteilen, wann die Beerdigung stattfindet. Als Lohn bekamen sie häufig Eier, ein Stück Butter oder ein bisserl Fleisch.
Geschichte:Barfuß in die Kirche
Lesezeit: 4 Min.
Das ereignisreiche Leben der vor 30 Jahren gestorbenen Waldlerin Maria Sigl ist erstaunlich gut dokumentiert. Ein neues Buch ermöglicht nun Einblicke in eine Existenz, die aus heutiger Sicht fast unwirklich erscheint.
Von Hans Kratzer
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