Neubiberg:Projekt der Bundeswehr-Uni analysiert Tweets zur Landtagswahl in Bayern

Lesezeit: 2 Min.

Auf der Plattform X (ehemals Twitter) lässt sich unter anderem ablesen, welche Themen in bayerischen Landtagswahlkampf im Vordergrund stehen. (Foto: Monika Skolimowska/dpa)

Dabei hilft den Forschern eine künstliche Intelligenz, die Äußerungen auf X, vormals Twitter, als eher positiv oder negativ einordnet. Besonders ein politisches Thema stach in den vergangenen Wochen dabei hervor.

Von Lina Krauß

Wahlkampf findet nicht mehr nur auf Podien oder in Bierzelten statt. Politische Akteure nutzen soziale Medien, insbesondere X (ehemals Twitter), um ihre Botschaften an traditionellen Medien vorbei in die Öffentlichkeit zu bringen. Das Forschungsprojekt "SPARTA" an der Universität der Bundeswehr München hat einen Zugang zu Daten der Plattform und analysiert mithilfe von künstlicher Intelligenz alle deutschsprachigen Tweets zur bayerischen Landtagswahl in Echtzeit. Dabei sehen sie nicht nur, welche Themen im Wahlkampf im Vordergrund stehen, sondern auch wie die Parteien und Kandidaten auf X wahrgenommen werden und wie sie über sich und die Konkurrenz sprechen.

Tweetet jemand zur Landtagswahl, landen diese Beiträge bei dem Forschungsteam rund um Projektleiterin und Politikwissenschaftlerin Jasmin Riedel. Sie haben ein Sprachmodell trainiert, dass die Tweets liest und erkennt, über wen gesprochen wird. Die künstliche Intelligenz ordnet ein, ob die Äußerung eher positiv oder negativ ist.

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Die Analyse sei aber kein Äquivalent zur Sonntagsfrage, erklärt Riedel. Die Zustimmungswerte zu einer Partei könnten bei ihnen nicht in Relation zu denen anderer Parteien gesehen werden. "Auf X kann man sofort die Veränderung des Stimmungsbildes gegenüber einer Partei erkennen", sagt Riedel. Zunächst würde die Redebereitschaft auf X zunehmen. Seit der Veröffentlichung des Berichts der Süddeutschen Zeitung zur Flugblatt-Affäre um Hubert Aiwanger habe es plötzlich rund 180 000 Tweets pro Tag zur bayerischen Landtagswahl gegeben. Normalerweise liege der Durchschnittswert bei 20 000 bis 50 000 Tweets. Außerdem würde der Ton rauer und es werden polarisierte Diskussionen geführt.

Auch nach mehreren Wochen wird aktuell zu den Themen Medien und Kommunikation am häufigsten getweetet. Riedel bezeichnet das als "Nachwirkung der Flugblatt-Affäre". Die einen sehen die Veröffentlichung der Süddeutschen Zeitung als Schmutzkampagne, die anderen kritisieren Aiwangers Umgang mit der Veröffentlichung. Diese Diskussion hätte den Freien Wählern jedoch nicht geschadet, sagt Riedel. Man könne eher beobachten, dass der Zuspruch steigt.

Das interdisziplinäre Forschungsteam beobachtet nicht nur Themen und Anzahl der Tweets. Weitere Analyseschritte sind die Betrachtung der Reichweite und Reaktionen sowie Personalisierung und Negative Campaining. Darunter versteht man, "dass Parteien politische Gegner angreifen und kritisieren", erklärt Riedel. Hier stechen vor allem die Oppositionsparteien SPD und Grüne hervor. Die FDP übernehme eher eine Mittlerrolle und halte sich mit Kritik zurück.

Ein besonderes Phänomen der sozialen Netzwerke sei die AfD. Äußerungen zu dieser Partei seien zu dem eher negativen Ton der Plattform X, vergleichsweise positiv. Die digitale Wahlkampfstrategie sei eher darauf ausgelegt, Unterstützer zu mobilisieren. Dabei stellt die Partei weniger einzelne Personen in den Vordergrund, sondern die gesamte Partei. Das bestätige das Bild, dass die Partei zerstritten ist und man sich nicht auf eine Person fokussieren wolle.

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