Moderne Industrie:Eine smarte Begegnung mit Cobot Iisy

Lesezeit: 3 min

Hoch konzentriert führt der 13-jährige Michael Hertle den Arm des Cobots Iisy zum Würfel. (Foto: Felix Hamann)

Der Hersteller Kuka zeigt in Augsburg Jugendlichen, dass Roboter viel mehr sind als Science-Fiction-Figuren - nämlich sensitive Maschinen, mit denen Menschen gefahrlos zusammenarbeiten können. Was sich das Unternehmen davon erhofft.

Von Felix Hamann, Augsburg

Auf diesen Moment hat Michael Hertle gewartet. Behutsam greift der 13-Jährige mit beiden Händen nach dem Arm von Iisy und bewegt dessen Greifer über ein Feld mit aufgedruckten viereckigen Kästchen. Sein Ziel: ein orangefarbener Würfel in der Mitte. Er platziert den Greifer am Würfel, pausiert kurz und speichert die Position auf dem Smartpad. Hier kann Hertle aus einer Vielzahl an Befehlen auswählen, beispielsweise ob der Greifer zupacken und hochfahren, sich zur Seite bewegen oder loslassen soll. Diese Schritte wiederholt der 13-Jährige mehrmals, dabei versetzt er den Würfel immer wieder neu. Am Ende kann Iisy den Würfel eigenständig aufnehmen und ihn wiederum an einer gewünschten Position ablegen. Und das ganz automatisch.

"Das ist eine sehr einfache Möglichkeit, einen Roboter zu programmieren", erklärt Frank Zimmermann, Business Development Manager Education beim Roboterhersteller Kuka. Weltweit zählt der Konzern rund 15 000 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, davon 3500 in Augsburg.

Der Konzern hat LBR Iisy, diesen sogenannten kollaborativen Roboter, kurz Cobot, entwickelt. Das heißt: ein sensitiver Roboter, mit dem Menschen gefahrlos zusammenarbeiten können und der von jedem, dank seiner intuitiven Bedienung, gesteuert werden kann. Kuka gilt als eines der ersten Unternehmen weltweit, das Cobots entwickelte.

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Mittlerweile werden diese sensitiven Maschinen etwa in der Industrie eingesetzt. Hier unterstützen sie unter anderem ihre menschlichen Kolleginnen und Kollegen bei monotonen oder auch körperlich anstrengenden Arbeiten.

Dieses Iisy-Modell steht im Ausbildungszentrum bei Kuka und bekommt an diesem Tag eine besondere Aufgabe: Der Cobot soll jungen Menschen zeigen, wie spannend Robotik sein kann. Dafür hat der Konzern zum Anlass der Europäischen Roboterwoche neben Michael Hertle weitere Schülerinnen und Schüler eingeladen.

"Zunächst sind die Jugendlichen immer vorsichtig, aber wenn das Eis gebrochen ist, wird die Neugier geweckt", weiß Frank Zimmermann, der gerade einer weiteren Jugendgruppe neben der Theorie auch die Praxis zeigt. Berührungsängste muss von den Anwesenden keiner haben, schließlich ist Iisy genau darauf vorbereitet. "Cobots stoppen, wenn ihnen der Mensch zu nahe kommt", erklärt Zimmermann. Die Drehmomentsensoren an allen sechs Achsen lassen den Cobot nämlich frühzeitig erkennen, wenn er gegen ein Hindernis, etwa einen kleinen Finger, stößt.

"Ich habe selbst einen Roboter aus Lego daheim"

Manche der Jugendlichen haben sogar schon Erfahrungen mit Robotern gemacht. "Ich habe selbst einen Roboter aus Lego daheim", erzählt Michael Hertle, während er den Arm von Iisy zum Würfel manövriert. Später wird er sagen, es habe sich angefühlt wie in einem Computerspiel.

So begeistert wie Michael Hertle waren längst nicht alle, als die ersten Roboter in den 1950er-Jahren in der Industrie eingesetzt wurden. "Die Angst war lange Zeit groß, dass Arbeitsplätze gefährdet werden", erzählt die stellvertretende Konzernsprecherin bei Kuka, Teresa Fischer. Das hänge vielfach damit zusammen, dass die Vorstellungen von Robotern häufig mit Erzählungen aus Science-Fiction in Verbindung gebracht werden. Mit Robotern, wie sie etwa bei Automobilherstellern eingesetzt werden, haben solche zwar wenig gemeinsam, dennoch halte sich die Skepsis gegenüber dieser Technologie hartnäckig. Auch deshalb sei dem Konzern Aufklärung über Roboter wichtig. Schließlich gehören diese längst zu unserem Alltag.

Kollege Cobot: In einer Brauerei im Erzgebirge stapeln Roboter Bierkästen. (Foto: KUKA Group)

Im Supermarkt, in der Medizin, beim Physiotherapeuten, hinter der Bar und mittlerweile auch im Handwerk wird auf Roboter und Cobots gesetzt. "Die Stärken von Robotik und Automatisierung liegen auf Kraft, Ausdauer und der Wiederholgenauigkeit", sagt Fischer. Das machen sich immer häufiger auch mittelständische Betriebe zunutze. Sei das ein Tischlermeister, der sich das kräftezehrende Tragen von Holz ersparen will oder eine Brauerei im Erzgebirge, die sich Bierkästen stapeln lässt.

Manche sehen diese Technologie sogar als Chance, um dem gravierenden Fachkräftemangel entgegenzuwirken. "Robotik und Automatisierung werden zukünftig in immer mehr Bereichen eingesetzt", sagt Fischer deshalb.

Für Kuka ist der Austausch mit jungen Menschen bedeutend, nicht zuletzt bei der Suche nach zukünftigen Mitarbeitenden. Denn nachdem vor allem im Zuge der Corona-Pandemie der persönliche Kontakt etwa auf Messen, durch Praktika oder Veranstaltungen weitgehend weggefallen war, gingen die Bewerberzahlen kurzzeitig zurück. "Solche persönlichen Einblicke sind für uns wahnsinnig wichtig", sagt der Leiter des Ausbildungszentrums bei Kuka, Manfred Schussmann. Das könne schließlich kein Flyer auffangen.

Damit junge Menschen sich nicht nur für Robotik, sondern möglicherweise auch für eine Ausbildung bei Kuka entscheiden, müssen die Rahmenbedingungen stimmen, weiß Manfred Schussmann. Daher sei dem Unternehmen auch daran gelegen, sich ständig zu verbessern. Genau wie ihre Cobots: Die Modelle der Iisy-Reihe gibt es deshalb auch mit erweiterten Traglasten und höheren Reichweiten.

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