Klimaerwärmung:Grüne werfen Staatsregierung Fahrlässigkeit im Umgang mit Sturzfluten vor

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Starkregen wird auch in Bayern häufiger vorkommen, wie hier im unterfränkischen Iphofen vor zwei Jahren. (Foto: Karl-Josef Hildenbrand/dpa)

Um besser mit Starkregen umgehen zu können, müssten mehr Informationen veröffentlicht werden. Doch in Bayern gibt es keine offen zugänglichen Gefahrenkarten.

Von Christian Sebald

Die Grünen und das Umweltministerium liefern sich einen Schlagabtausch über die Vorsorge gegen die schlimmen Folgen, die durch die immer häufigeren Starkregenfälle und Sturzfluten auch in Bayern drohen. "Die vielen Todesopfer und Milliardenschäden 2021 bei der Katastrophe im Ahrtal haben gezeigt, wie fatal Sturzfluten sein können", sagt der Chef der Landtags-Grünen, Ludwig Hartmann. "Deshalb müssen wir uns unbedingt besser dagegen rüsten."

Ein wichtiger Baustein sind aus seiner Sicht sogenannte Starkregengefahrenkarten. Vier Bundesländer hätten solche Karten bereits, acht weitere wollen laut Hartmann bis Jahresende nachziehen. Bayern sei nicht darunter und wolle bisher nicht einmal wichtige Vorarbeiten veröffentlichen. "Das ist fahrlässig" sagt Hartmann. "Die Staatsregierung hält seit Jahren ihr Wissen unter Verschluss, ob Menschen in einer direkten Gefahrenzone für Sturzfluten wohnen." Im schlimmsten Fall könnten sie deshalb unvorbereitet von einer Sturzflut getroffen werden.

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Starkregengefahrenkarten stellen kleinräumig dar, wo bei den meist punktuell auftretenden Starkregenfällen Überschwemmungsgefahr herrscht und vor allem, wo mit starken Strömungen zu rechnen ist. Aus Sicht der Fachwelt sind sie ein wichtiges Instrument für die Planung und Umsetzung von Gegenmaßnahmen wie kleinen Rückhaltebecken oder lokalen Abflussschneisen. Denn Starkregenfälle gehen im Zuge der Klimaerwärmung auch in Bayern immer häufiger nieder.

Im oberfränkischen Bad Berneck etwa fielen kürzlich binnen weniger Stunden 120 Liter Regen auf den Quadratmeter. Das war ein Drittel mehr, als dort im langjährigen Mittel im gesamten Juni niedergeht. Die Folgen solcher Ereignisse sind lokale Überschwemmungen, die sich binnen weniger Stunden auf- und ebenso schnell wieder abbauen und große Schäden anrichten oder sogar Menschenleben kosten können. Die Wasserwirtschaftsverwaltung erstellt seit geraumer Zeit Starkregengefahrenkarten für den Freistaat.

Deshalb lässt das Umweltministerium die Kritik auch nicht gelten. "Aktuell wird an der Veröffentlichung einer bayernweiten Hinweiskarte gearbeitet", sagt ein Sprecher. "Der Entwurf steht interessierten Gemeinden bereits zur Einsicht zur Verfügung." Zudem fördere der Freistaat kommunale Konzepte für die Abwehr von Sturzfluten mit bis zu 75 Prozent der Kosten. Aktuell hätten etwa 200 Gemeinden Mittel dafür in der Höhe von insgesamt 20 Millionen Euro beantragt. Geld für weitere Förderanträge werde zur Verfügung gestellt, sagte der Sprecher.

Insgesamt habe der Freistaat seit 2013 mehr als zwei Milliarden Euro für den Hochwasserschutz ausgegeben, bis 2030 sollen weitere zwei Milliarden Euro investiert werden. Für die Landtagsgrünen ist es mit Geld aber nicht getan. Sie fordern außerdem mehr Personal in den Wasserwirtschaftsämtern, damit Vorsorgemaßnahmen schneller und effizienter umgesetzt werden können.

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