Der Bund Naturschutz fordert von der Staatsregierung ein Umdenken bei der Verbrennung von Klärschlamm - auch dem Klima zuliebe. Zuletzt habe man in Bayern eine verstärkte Planungstätigkeit bei Klärschlamm-Monoverbrennungsanlagen beobachtet, heißt es in einer am Donnerstag verschickten Mitteilung. Doch diese hätten "die schlechteste CO₂-Bilanz von allen Verfahren der Klärschlammbehandlung", wird die stellvertretende Landesbeauftragte des Bund Naturschutz, Christine Margraf, zitiert. Dass trotzdem so viele Anlagen geplant würden, sei "die völlig falsche Entwicklung".
Seine Position begründet der Bund Naturschutz mit einer selbst in Auftrag gegebenen Studie, die ebenfalls am Donnerstag vorgestellt wurde. Darin werden neben der Monoverbrennung drei weitere Verfahren der Klärschlammbehandlung auch auf das dabei anfallende CO₂ untersucht. Am besten schnitt die Pyrolyse ab. Stark vereinfacht wird dazu getrockneter Klärschlamm unter Abschluss von Sauerstoff erhitzt. In der Folge entsteht unter anderem ein phosphorreicher Rückstand, ein sogenanntes Karbonisat, das sich zum Beispiel für die Düngemittelproduktion eignet. Dennoch hat die Pyrolyse laut den Studienautoren einen entscheidenden Nachteil: Besagtes Karbonisat landwirtschaftlich zu nutzen, "ist aus rechtlichen Gründen in Deutschland derzeit nicht möglich".
Generell sehen manche den Klärschlamm als unterschätzte Rohstoffquelle. So hat Bayernoil angekündigt, in der Raffinerie Vohburg aus dem Abfallprodukt Flugbenzin gewinnen zu wollen. Auch Start-ups wie Green Hydrogen Technology in Augsburg beschäftigen sich mit der Weiterverarbeitung von Klärschlamm. Insgesamt aber sieht der Bund Naturschutz bei dem Thema "erheblichen Forschungsbedarf", den es auch durch staatliche Unterstützung zu klären gelte: Die Klärschlammerzeuger benötigten "verlässliche Angaben über die zur Verfügung stehenden Verfahren", ansonsten drohten "Fehlinvestitionen" zu Lasten von Umwelt und Mensch.