Bildung in Bayern:Kita-Eltern fordern Mitsprache auf Landesebene

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Immer mehr Menschen sind in Deutschland dauerhaft von Armut bedroht. Wer keinen Job und keinen Partner hat, hat schon mal eher schlechte Karten. (Foto: Peter Kneffel/dpa)

Eine gesetzlich verankerte Vertretung soll die Partizipation voranzutreiben. Doch das Ministerium hat eine ganz andere Idee.

Von Viktoria Spinrad, München

Wenn Daniel Gromotka einmal über Kitas spricht, ist er kaum zu stoppen. Dann geht es um Betreuungsquoten, frühkindliche Bildung, Personalschlüssel, Fachkräftemangel. "Wir brauchen ein Sprachrohr", sagt der Vorsitzende des Elternbeirats der Münchner Horte und Tagesheime. Ein gesetzlich verankertes Gremium an Kita-Eltern also, das aktiv an Gesetzestexten wie dem Gute-Kita-Gesetz beteiligt wird. Das gibt es mittlerweile in fast allen Bundesländern, Bayern sperrt sich seit Jahrzehnten dagegen.

Gromotka und seine Mitstreiter wollen das ändern. Neun Seiten lang ist das Papier, das sie an diesem Wochenende der Sozialministerin Carolina Trautner (CSU) beim Fachtag für Kita-Eltern in München überreichen wollen. Sie fordern eine Änderung des Bayerischen Kinderbildungs- und -betreuungsgesetzes (BayKiBiG). Dieses sieht zwar Elternbeiräte an jeder Kita vor, aber keine auf kommunaler oder Landesebene. Was nicht zuletzt daran liegt, dass die Strukturen mit mehr als 600 000 Kindern, 10 000 Kitas, vielen verschiedenen Trägern und Altersgruppen von U3 bis zum Hort hochkomplex sind.

Kann ein Gremium für den breiten Kita-Apparat sprechen?

Kann ein Gremium all diese vertreten? Im Ministerium hegt man Zweifel. Man erfahre immer wieder, dass es nicht die eine Elternmeinung gebe, so eine Sprecherin. Eine Landeselternvertretung (LEV) sieht man hierbei allenfalls als "ergänzende Maßnahme". Die kommunalen Bedarfspläne bauten ganz entscheidend auf Elternbeiräten auf. Es gebe "unzählige Veranstaltungen mit Eltern, Elternvertretungen, Elternverbänden, Umfragen oder Anhörungen", um den Elternwillen zu erforschen.

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Reicht das? Nicht, wenn es nach der Opposition geht. "Eltern brauchen ein starkes Gehör auf Landesebene", sagt die Vorsitzende des Sozialausschusses, Doris Rauscher (SPD). Vor ihrer Wahl in den Landtag war sie pädagogische Leiterin von 28 Kitas. Als solche führte sie eine Elternbeteiligung auf Trägerebene ein. "Anstrengend" sei das durchaus. Aber auch "ein Gewinn, wenn man sich drauf einlässt". Das betont auch die sozialpolitische Sprecherin der FDP, Julika Sandt: Eine strukturelle Beteiligung sei eben etwas anderes als eine "nach Gutdünken", sagt sie.

Der gesetzte Vertreter ist 81 und gilt als Alleinkämpfer

Sie spielt damit auch auf einen Mann an, der im Ministerium seit Jahrzehnten als Sprachrohr bayerischer Kita-Eltern mit am Tisch sitzt. Der Ottobrunner Horst Helmut Fleck gilt als gut vernetzter Experte, der mit seiner "Arbeitsgemeinschaft der Elternverbände Bayerischer Kindertageseinrichtungen" (ABL) jahrelang "sehr wertvolle Beiträge geleistet hat", wie es aus dem Ministerium heißt. Aber er wird auch mit viel Argwohn betrachtet. Fleck ist mittlerweile 81, seine ABL gilt als One-Man-Show. Er selber ist mit Vorstößen zu einer LEV immer wieder gescheitert, mittlerweile scheint er sie selber kritisch zu sehen. Der Aufwand sei hoch, genau wie die Fluktuation, so Fleck.

Beim Fachtag am Samstag wird er nicht dabei sein. Die Fronten mit den jungen Sturm-und-Drang-Akteuren sind verhärtet. Diese wiederum dürften es nicht leicht haben, sich dasselbe Wohlwollen seitens des Ministeriums zu erarbeiten. Zumal dieses vorab signalisiert, zukünftig auf eine App setzen zu wollen, um Stimmungsbilder aller Elternbeiräte kurzfristig einholen zu können. Diese digitale Lösung, so heißt es aus dem Ministerium, "dürfte einem Elternwunsch nach mehr Partizipation eher entsprechen".

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