Historische antijüdische Plastiken an Kirchen in Bayern sollen nicht entfernt werden. Die Darstellung der sogenannten Judensau an Gotteshäusern und Gebäuden müsse aber "sichtbar und gut erkennbar" eingeordnet werden, betonte am Dienstag Bayerns Antisemitismusbeauftragter Ludwig Spaenle (CSU) in München. Darauf einigten sich der Landesverband der Israelitischen Kultusgemeinden, Vertreter der christlichen Kirchen und staatlicher Einrichtungen.
Im Freistaat gibt es rund ein Dutzend solcher "Judensau"-Darstellungen. Dabei handelt es sich meist um antijüdische Skulpturen aus dem Mittelalter in Form von Wasserspeiern, Schnitzereien oder Reliefs. Als Beispiele nannte Spaenle Darstellungen am Regensburger Dom, an Sankt Sebald in Nürnberg, am Münster in Heilsbronn (Landkreis Ansbach) und am Tor der Burg Cadolzburg in Mittelfranken.
Der runde Tisch habe sich einstimmig gegen eine Demontage ausgesprochen. Wenn die Skulpturen aus dem Kontext gerissen würde, wäre eine Erläuterung nur schwer möglich, erklärte Spaenle. Außerdem könnten die Darstellungen nicht mehr ihre mahnende Funktion erfüllen. Stattdessen sollen sich in Zukunft alle Beteiligten am Ort mit den Schmähfiguren auseinandersetzen. Für jedes Objekt müssten der geistes-, kultur- und kirchengeschichtliche Kontext erklärt und vertiefende Informationen etwa über einen QR-Code zur Verfügung gestellt werden.