Der Moment ist, wenn man den verschickten Worten glauben darf, mit Bedacht gewählt. Der Job sei "eine schöne, spannende und herausfordernde Aufgabe, die mir großen Spaß macht", wird Johann Horn in einer Pressemitteilung vom Dienstag zitiert. Aber: "Jetzt ist ein guter Zeitpunkt, um aufzuhören." Zum 1. April will Horn demnach sein Amt als Chef der bayerischen IG Metall abgegeben und in Rente gehen.
Sein Nachfolger als Bezirksleiter steht bereits fest: Horst Ott soll künftig die Geschicke der Industriegewerkschaft im Freistaat lenken. "Ich freue mich auf die neue Aufgabe und habe richtig große Lust, die Zukunft der IG Metall mitzugestalten", sagte Ott.
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Überraschend kommt weder der eine Schritt noch der andere. Horn wird demnächst 65 Jahre alt, da darf man ans Aufhören denken. Außerdem verlief die im vergangenen November beendete Tarifrunde in der Metall- und Elektro-Industrie aus Gewerkschaftssicht erfolgreich, der Abschluss sieht unter anderem steuerfreie Inflationsausgleichsprämien vor.
Der gelernte Maschinenschlosser Ott wiederum ist seit 2012 Erster Bevollmächtigter der IG Metall in Amberg - und damit schon qua Amt mit den Herausforderungen der Branche vertraut. In den Bereich der Amberger Geschäftsstelle fallen etwa die Großkonzerne Siemens und ZF, beim Automobilzulieferer Grammer ist Ott stellvertretender Aufsichtsrat. Die Bezirkskommission der IG Metall hatte sich intern bereits auf den 57-Jährigen als neuen Chef verständigt, die Kür folgte dann am Dienstag.
Der Tarifabschluss in der für Bayerns Wirtschaft so wichtigen Metall- und Elektroindustrie gilt für 24 Monate. So gesehen bleibt Ott ein wenig Zeit, sich auf dem neuen Posten einzuarbeiten. Allerdings gibt es ja noch andere Gewerke, die der Aufmerksamkeit bedürfen, etwa die Holz- und Kunststoffbranche - und es drängt die Zeit. So ist die Transformation im Autobau hierzulande weiter eine Herausforderung, ob es nun dabei ums autonome Fahren geht oder um die E-Mobilität. Der jüngste Beschluss des EU-Parlaments, von 2035 an keine neuen Verbrenner-Pkw mehr zulassen zu wollen, dürfte das Tempo des Wandels weiter beschleunigen. Abzuwarten können sich da eigentlich weder die Unternehmen noch die Gewerkschaft leisten.
Die Branche zukunftsfester aufzustellen, dürfte also für Ott zur zentralen Aufgabe werden, wie schon für seinen Vorgänger. Der freut sich nun nach eigenen Worten auf "mehr Zeit für die Familie und die vielen Dinge, die auch Spaß machen"; mit Ott habe sich jemand gefunden, "bei dem die Bezirksleitung in besten Händen liegen wird". Seit 1987 ist Horn, gelernter Werkzeugmacher, hauptamtlicher Gewerkschaftsfunktionär. 2018 folgte er auf Jürgen Wechsler als IG-Metall-Landesbezirksleiter.