Herbstklausur der Grünen:Werbung für den dritten Nationalpark

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Der Buchenwald soll zum Nationalpark werden, das fordern einige schon seit 15 Jahren. (Foto: Martin Rügner/imago images/Westend61)

Für Fraktionschefin Katharina Schulze ist ein Nationalpark im Steigerwald schlicht überfällig. Bei dieser Frage sind sich die Landtags-Grünen und ein CSU-Politiker einig.

Von Christian Sebald, Ebrach

Die Stimmung ist ausgezeichnet bei den Landtags-Grünen an diesem Donnerstag. Das ist wenig verwunderlich. Die Fraktion setzt ihre Herbstklausur nicht in ihrem Tagungslokal im mittelfränkischen Fürth fort. Sie unternimmt vielmehr bei strahlendem Sonnenschein einen Ausflug in den Steigerwald und macht dort Werbung für den seit Langem geforderten Buchen-Nationalpark. Mit dabei der CSU-Politiker und Bamberger Ex-Landrat Günther Denzler, auf den die Idee für den Nationalpark zurückgeht, und der Grünen-Fraktionschef im Bundestag, Anton Hofreiter.

Die Debatte um einen Nationalpark im Steigerwald geht ins 15. Jahr. Zuletzt ist es etwas ruhiger um das Projekt geworden. Der Grund ist, dass Ministerpräsident Markus Söder (CSU) schon vor geraumer Zeit einem dritten Nationalpark in Bayern ganz generell eine Absage erteilt hat. Die flammenden Appelle der Landtags-Grünen und des Bamberger-Ex-Landrats Denzler machen indes klar, dass das Projekt nicht in Vergessenheit geraten ist - weder auf Landesebene, noch in der Region. Zugleich demonstrieren die Grünen und Denzler einen grün-schwarzen Schulterschluss.

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Für Fraktionschefin Katharina Schulze ist ein Nationalpark im Steigerwald schlicht überfällig. "Bayern ist das größte Flächenland Deutschlands", sagt sie. "Es ist Zeit für einen dritten Nationalpark hier. Und zwar nicht in hundert Jahren. Sondern jetzt." Der CSU-Mann Denzler erinnert daran, dass die Buchenwälder im Steigerwald zu den ältersten und wertvollsten Europas zählen und das Zeug zum Weltnaturerbe haben. Voraussetzung sei allerdings ein entsprechendes Schutzgebiet.

Denzler war der Erste, der vor bald 15 Jahren einen Buchen-Nationalpark im Steigerwald gefordert hat. Inzwischen ist er sich sicher, dass die große Mehrheit der Einheimischen seine Forderung teilt - zumal so ein Nationalpark ein Schub für die Wirtschaft in der Region sei. Hofreiter fordert Söder auf, "nicht nur Bäume zu umarmen, sondern Taten folgen zu lassen". Alte Wälder seien wichtig für den Artenschutz, aber auch für den Klima-, den Boden- und den Wasserschutz. Deshalb nennt auch Hofreiter den Buchen-Nationalpark im Steigerwald "überfällig". Dann machen sich die Fraktion und Denzler gut gelaunt auf zum Spaziergang durch den Steigerwald.

Überhaupt geht es auf der Grünen-Herbstklausur um die natürlichen Lebensgrundlagen in Bayern, allem voran um die Moore, die Wälder und das Grundwasser, außerdem natürlich um eine schnelle Klimaneutralität des Freistaats. Dazu fordert die Fraktion beispielsweise ein Ende der Landwirtschaft auf allen staatlichen Moorflächen und deren Renaturierung binnen vier Jahren. Die Wälder sollen vorrangig Klimawälder werden, der Verkauf von Staatswäldern für neue Gewerbeflächen soll ein für alle Mal gestoppt werden. Und der Grundwasserschutz soll deutlich verstärkt werden.

Eine grüne Kernforderung dazu lautet, dass die Fläche der Wasserschutzgebiete in Bayern bis 2030 auf mindestens zwölf Prozent der Landesfläche verdoppelt werden soll. Das klingt zwar nach sehr viel, ist es aber nicht. Bayern, so klagen viele Wasserversorger, verfährt sehr restriktiv bei der Ausweisung von Wasserschutzgebieten. Im Bundesdurchschnitt sind die zwölf Prozent Flächenanteil längst erreicht; in Baden-Württemberg beläuft sich der Anteil der Wasserschutzgebiete an der Landesfläche sogar auf 26 Prozent.

© SZ vom 24.09.2021 - Rechte am Artikel können Sie hier erwerben.
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